The Falconeer im Test (PC): Tolle Spielwelt, lahmes Gameplay

von Marco Mainz

Tomas Sala ist den meisten Gamern durch seine Skyrim-Mod „Moonpath to Elsweyr“ bekannt. In seinem Werk „The Falconeer“ legt der Entwickler Schwert und Schild beiseite und versucht euch auf dem Rücken eines Falken in seine eigene Welt zu entführen.

In dem Indie Game übernehmt ihr, wie der Titel bereits vermuten lässt, die Kontrolle über einen gigantischen Falken. Um genauer zu sein, schlüpft ihr nicht direkt in die Rolle des Falken, sondern eines menschlichen Piloten, der auf dem Rücken des großen Vogels Platz findet. Wie ihr euren gefiederten Gefährten richtig lenkt, bringt euch das Spiel im Prolog durch ein kleines Tutorial näher.

 
Bei der Steuerung wird mehr auf Arcade-Gameplay statt beinharter Simulation gesetzt und funktioniert nach kurzer Eingewöhnungszeit mit dem Controller, oder wahlweise auch Flight Stick, sehr gut und präzise.

Frei wie ein Vogel

Habt ihr die Basics verstanden, entlässt euch The Falconeer in seine offene Spielwelt. Dabei lenkt ihr vom Rücken eures großen Flugtieres aus in jedem Kapitel die Geschicke einer anderen Fraktion. Zu Beginn habt ihr die Wahl zwischen mehreren Piloten mit unterschiedlichen Werten.

Die Geschichte präsentiert sich hauptsächlich durch Gespräche von NPCs. Es gibt zwar kleine Videoschnipsel vor jedem Kapitel oder bei eurem Ableben, der Großteil findet jedoch in der Spielwelt statt. Entweder durch Erzählungen der Basen-Bewohner oder durch Nebenmissionen. The Falconeer webt diese Geschichten, während ihr frei durch die offene Spielwelt fliegt, geschickt zusammen.

Die Spielwelt selbst ist eines der großen Highlights des Indie Games. Friedliches Gleiten, vorbei an monumentale Bauten, ist dabei genauso schön wie ein nasser Ritt durch einen heftigen Sturm. Trotz, oder gerade wegen der minimalistischen Grafik kommt richtig Atmosphäre in der interessanten Spielwelt auf.

Die Grafik von The Falconeer kann sich sehen lassen. | Bildquelle: Wired Productions

Habt ihr erst einmal andere Basen entdeckt, lässt sich dort auch euer Charakter upgraden. Das geschieht durch den Kauf neuer Waffen oder Munition für euren Piloten oder Mutationen für euren Falken. Diese steigern euren Angriff, Agilität oder andere nützliche Werte.

Das dafür benötigte Kleingeld erhaltet ihr durch das Abschließen von Nebenmissionen, die an fast jeder Basis angenommen werden können. Diese dauern selten lange und bieten durch verschiedene Arten ein wenig Abwechslung. Mal gilt es Minenballons abzuschießen, ein andermal Jagd auf einen speziellen Gegner zu machen. Auch simpele Kurierflüge von Punkt A nach B kommen hin und wieder vor.

Spannend ist das selten. Nicht zuletzt, weil immer alles nach demselben Schema abläuft. Ihr nehmt die Mission an, fliegt dem Wegpunkt nach, kämpft dort gegen ein paar Feinde, fliegt zum nächsten Wegpunkt und fertig. Etwas mehr Tiefe hätte es hier schon sein dürfen.

Mit eurem Falken tretet ihr Missionen an und bekämpft Feinde. | Bildquelle: Wired Productions

Halt dich gut an der Feder fest

Euer Falke ist sehr agil, beherrscht Ausweichrollen und kann auf Wunsch sogar ein wenig beschleunigen. All das ist an Ausdauer gekoppelt, die ihr durch Sturzflüge oder in der offenen Welt aufkeimende Aufwinde wieder füllen könnt. Nähern sich Feinde, die ebenfalls auf Falken reiten, sind diese Fertigkeiten auch durchaus hilfreich, um sich selbst in die richtige Position zu bringen oder feindlichen Geschossen auszuweichen.

Geschosse? Ja, richtig gehört. Mittels Energieprojektilen beschießt ihr eure Feinde in klassischen Dog-Fights. Wie viel Energie eure Waffe zur Verfügung hat, lässt sich durch leuchtende Kanister auf dem Rücken eures Fluggefährten sehen. Sollten sie zur Neige gehen, müsst ihr euch in das nächste Gewitter stürzen und die Energie durch Blitze aufladen.

Ein spielerischer Unterschied zu sonstigen Kampf-Flugsimulationen lässt sich allerdings kaum ausmachen. Wie bei anderen Genrevertretern fokussiert ihr eure Gegner, damit ihr sie selbst bei schnellen Manövern nicht aus den Augen zu verliert.

Die Luftkämpfe fühlen sich an wie bei beliebig anderen Flug-Simulatoren. | Bildquelle: Wired Productions

Zudem müsst ihr euch durch variierende Fluggeschwindigkeit und simples Fliegen im Kreis in die optimale Position zum Gegner bringen, um diesen zu attackieren oder wiedrrum seinen Angriffen auszuweichen. Und sollte euer aggressiver Verfolger keine Ruhe geben, so könnt ihr immer noch die legendäre Barrelroll ausführen, um ihn abzuhängen.

Fazit

The Falconeer fühlt sich nach einer Vision an, die noch am Anfang steht. Es etabliert eine wunderschöne und interessante Welt, durch die man gerne mit seinem Falken fliegt. Es zwängt euch aber etwas zu sehr in altbekannte Spielmechaniken und schafft wenig Neues.

Es hätte dem Spiel sehr gut getan, in Kämpfen mehr Kontrolle über den Falken zu haben, um dadurch ein authentischeres Gefühl für ein lebendiges Wesens zu erhalten.  Zudem erscheinen Feinde praktisch nur in Missionen und Nebenmissionen.

Dabei wäre die Welt ideal, um etwa in Richtung eines Elite Dangerous zu denken. Eine Welt, in der Gegner genauso frei fliegen wie man selbst und Jagd auf euch machen. Eine Welt, in der ihr Handel zwischen unterschiedlichen Basen etablieren könnt und bei verschiedenen Fraktionen im Rang aufsteigt.

The Falconeer ist für mich noch nicht das Spiel, was es hätte sein können. Daher hoffe ich, dass es zu einem generalüberholten Nachfolger kommen wird. Schöpfer Tomas Sala hat hier bereits sehr gute Arbeit geleistet. Vieles gefällt uns sehr gut: etwa die ansprechende Optik, das minimalistische und hübsche UI, der langsam ansteigende Schwierigkeitsgrad und die einladende Spielwelt.

The Falconeer ist für all jene etwas, die nur mal wieder einen schönes, arcadiges Flugspiel suchen.

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