Spätestens seit dem Überraschungshit Hades im letzten Jahr steht fest: Der Rogue-like Trend steht in voller Blüte. Dennoch fällt es allein wegen der schieren Anzahl, der sich mittlerweile häufig ähnelnden Titel, schwer den Überblick zu behalten. Warum man aber das knallbunte Going Under vor dem Untergehen im Meer der Konkurrenz bewahren sollte, erfahrt ihr hier im Test.
Going Under ist ein satirisches Rogue-Like, in dem wir die Rolle einer unbezahlten Praktikantin im Start-up Fizzle übernehmen. Das Indie Game ist das Debütprojekt von Studio Aggro Crab. Gemeinsam mit Indie-Publisher Team17 haben sie das Werk im September 2020 veröffentlicht.
Gleich zu Beginn unseres Praktikums bekommen wir die unleidliche Aufgabe aufgedrückt, die zu Monstern mutierten Mitarbeiter aus den bereits untergangenen Start-ups zu erledigen. Na super, dann machen wir uns mal an die Arbeit.
Überstunden im farbenfrohen Dungeon
»Going Under« ist hierbei wortwörtlich zu verstehen: Die von Monster zu reinigenden Start-ups befinden sich praktisch im Keller von Fizzle und sind von dort per Rutsche zu erreichen. Jedes dieser gefallenen Unternehmen stellt dabei einen Dungeon dar, durch den es sich zu kämpfen gilt.
Dies findet in erprobter Rogue-like-Manier statt. Das bedeutet, dass wir nach jedem Tod unseren Fortschritt verlieren und wieder am Anfang des Dungeons starten. Ja, Rogue-likes gibt es zuhauf auf dem Indie-Markt, doch Going Under hat einiges, was es von der Konkurrenz abhebt.
Zum einen ist da der poppige Art-Style, der große Tech-Konzerne wie Facebook oder Google parodiert. Dieses vektorbasierte Art-Design, das sich unter anderem durch bunte Farbkombinationen, abgerundete Formen ohne Ecken und Kanten und unrealistischen Proportionen auszeichnet, ist hier im 3D-Look umgesetzt.
Wenigstens sind die Kollegen nett
Ähnlich wie andere aktuelle Rogue-like-Vertreter bietet Going Under uns eine ansprechende Story. Im Fokus stehen die Angestellten des Start-up Fizzle, die von der Mega-corporation Cubicle aufgekauft wurden und nun verzweifelt versuchen dem Schicksal der anderen Start-ups zu entgehen.
Wir lernen einen sympathischen Cast an Charakteren kennen. Beispielsweise Fern, der künstlerische Geschmackserfinder oder Kara, die entnervte Programmiererin der Firma. Die Charaktere sind nie so stereotypisch, dass sie klischeehaft wirken, sind aber überspitzte Versionen wiedererkennbarer Persönlichkeiten aus dem alltäglichen Arbeitsumfeld. In der Geschichte wird die schnell wachsende und profitorienteierten Unternehmenskultur parodiert.
Mit Bleistift und Tacker zum Angriff!
Gameplaytechnisch ist Going Under ein typisches Rogue-like mit Perma-Death und prozedural generierten Dungeons, wartet aber auch mit einigen neuen Tricks auf. Grundlegend bestehen die Dungeons aus einzelnen Räumen, die entweder Gegner, Shops oder Events enthalten. Am Ende eines jeden Dungeons tritt der Chef des jeweiligen Start-ups gegen uns im Bosskampf an.
Besonders ist dabei das Waffensystem: Wir wählen keine Waffe aus, stattdessen können wir mit fast allen Gegenständen, die wir im Dungeon finden, kämpfen. Das kann von einem Schreibtischstuhl bis hin zu einer Wasserpistole alles sein was man typischer- oder auch untypischerweise in einem Büro findet.
Alle Waffen haben verschiedene Schadenswerte und Fähigkeiten und können außerdem auf Gegner geworfen werden. Allerdings haben die Waffen eine begrenzte Haltbarkeit und müssen oft gewechselt werden.
So müssen wir zum Beispiel schnell nach einem bereitliegenden Pogo-stick mit Froschmotiv greifen, wenn uns der Kaktustopf in den Händen zerbricht. Das Ganze schafft ein hektisches und chaotisches Spielgefühl, in dem wir uns mit allen verteidigen müssen, was nicht niet- und nagelfest ist.
Auf unseren Weg durch den Dungeon erhalten wir zusätzlich nützliche Fähigkeiten, die uns das Überleben im Dungeon erleichtern. Auch die anderen Angestellten gewähren uns verschiedene Vorteile, wenn wir für sie Aufgaben im Dungeon erledigen. Zum Beispiel stiehlt einer der Charaktere uns Items aus dem Shop, wenn wir für ihn ein paar Gegenstände in Brand stecken.
Fazit
Vom Schwierigkeitsgrad her ist das Indie Game an an Neulinge des Genres ausgerichtet. Für hartgesottene Rogue-like-Veteranen, könnte Going Under indes etwas zu einfach sein. Große Wiederspielbarkeit bietet das Spiel von Entwickler Aggro Crab leider auch nicht.
Nachdem man Haupt- und Nebenaufgabe erledigt hat, bleibt nicht mehr viel wofür sich ein weiterer Ausflug in die Dungeons lohnt. Immerhin: Das Setting ist frisch, die Grafik ist bunt und die Spielzeit ist mit acht bis zehn Stunden genau richtig.
Going Under ein besonderes Rogue-like, das mit seinem einzigartigen Stil, charmanten Charakteren und cleveren kleinen Änderung eines altbekannten Rezepts hervorsticht. Eine Empfehlung für alle die ein Praktikum im Rogue-Like Genre absolvieren oder sich von den Problemen des Arbeitsalltags nicht unterkriegen lassen wollen.