Es gibt bereits einige merkwürdige Genre-Mix-Varianten in Videospielen. Neues zu schaffen ist da schon schwierig. Atomicrops ist es gelungen und vereint Farming mit Action. Doch langanhaltender Spielspaß bleibt auf der Strecke. Der Grund heißt Rogue-like.
Atomicrops ist ein 2D-Twinstick-Shooter mit Rogue-like-Elementen, in dem neben dem Shooterpassagen noch ein Auge auf Feldarbeit geworfen werden muss. Klingt stressig? Ist es auch. Dabei führt uns das Indie Game mit einem der herrlichsten Intros dieses Jahres in die Spielwelt ein. Der einminütige Cartoon zeigt einen Stadtjungen, der die Farm seines verstorbenen Onkels übernimmt.
Ganz überwältigt vom gewaltigen Kuhstall, den üppigen Maispflanzen und dem Kartoffelbeet, sieht alles ganz so aus, als wenn uns ein generischer Farming-Simulator erwartet. Wäre da nicht noch der geheimnisvolle Bunker an der Seite, der vom Jungen umgehend begutachtet wird.
Der rüstige Farmer von nebenan sträubt sich mit hinabzusteigen, um sich den Schutzbunker anzuschauen. Warum auch, gäbe es doch nichts, wovon eine Gefahrt ausgehen würde.
Großes Gelächter der beiden geht los und scheint nicht enden zu wollen, bis plötzlich in der Ferne eine monströse Atombombe hochgeht und alles auf der Oberfläche, ja auch den greisigen Farmer, vernichtet. Die Prämisse ist gesetzt. Atomicrops ist Farming in einer post-apokalyptischen Welt.
Ackern muss gelernt sein
Eines vorab: Atomicrops ist ein Rogue-like mit Permadeath. Bedeutet, in jedem Spieldurchgang müsst ihr euch alles von vorne erspielen. Speicherpunkte gibt es nicht. Tief unter der Erde, im Atombunker, hat sich ein kleines Dorf gegründet, das ihr fortan ernähren müsst.
Dafür müsst ihr in dem Spiel von Studio Bird Bath Games eigenhändig Landwirtschaft betreiben. Ihr müsst Samen sähen, sie von Bienen befruchten lassen und ordentlich mit Wasser versorgen. Erst wenn sie groß und stark sind und prächtig gedeiehen, könnt ihr sie ernten und damit wertvolle Punkte sammeln.
Ballern und ernten
Doch selbstverständlich geht dies nicht so ohne weiteres. Am hellichten Tage könnt ihr euch zwar theoretisch gediegen dem Bepflanzen und Wässern widmen, doch in der Nacht geht es wild zu. Dann nämlich werdet ihr aus allen Himmelsrichtungen von mutierten Kreaturen angegriffen.
Besiegt sie, damit eure Ernte nicht vernichtet wird. Dabei müsst ihr stets den Balanceakt wagen und in Twinstick-Shooter-Marnier die Horden von Gegner wegschießen und euch zeitgleich um das Feld kümmern, um so Punkte zu generieren.
Der Clue des Ganzen: Die Zeit tickt gegen euch. Das Indie Game ist in Phasen eingeteilt. Ihr startet im Frühling bei Tag und müsst binnen weniger Minuten eure ersten Samen säen und losziehen um weitere Samen oder Perks zu finden, die euch im Spiel dienlich sind.
Nach den wenigen Minuten bricht dann auch schon die Nacht herein, weshalb ihr dann wieder an eurem Feld stehen solltet, um dieses vor Angriffswellen zu verteidigen. Nach jeder Jahreszeit kommt es zusätzlich zu Bosskämpfen mit riesigen Schnecken, Hasen oder Träckern, die euch mit besonders heftigen Angriffen das Leben schwer machen.
Rückzug ins Bunkerdorf!
Nach dem Kampf kommt sofort ein Helikopter vorbei und nimmt euch mit in euer Bunkerdorf. Ihr habt also nicht die Möglichkeit nach dem Gefecht in Ruhe euer Feld wieder auf Vordermann zu bringen. Das ist auch so gewollt. Schließlich besteht die Herausforderung darin, den Farming- und Shooter-Part zeitgleich zu erledigen.
Immerhin habt ihr im Bunkerdorf dann die Möglichkeit euch mit den auf dem Feld verdienten Punkten neue Waffen, Samen oder anderweitige Vorteile zu besorgen. Hier gilt es gut zu haushalten und zu überlegen, was für die nächste Runde wirklich wichtig ist. Ist euer Feld da draußen aktuell noch üppig bestückt? Dann investiert lieber in Waffenupgrades.
Habt ihr nur noch zwei Lebenspunkte? Dann wäre es wohl an der Zeit in Herzpfanzen zu investiereren. Insbesondere die Waffen und ihrer Upgrades sind elementar wichtig – und daher auch teuer. Besser also, ihr kümmert euch immer gut um euer Feld. Denn nichts ist schlimmer, als im späteren Verlauf mit der Standardwaffe auf extrem widerstandsstarke Kreaturen zu treffen. Spätestens in den Bosskämpfen sind sie überlebenswichtig.
Das gilt auch für Lebenspunkt in Form von Herzen. Diese bekommt ihr durch das Aufziehen von Herzpflanzen. Diese sind ganz besonders kostbar. Ihr könnt auch Rosen anpflanzen, die als Extrawährung im Bunkerdorf dient und euch ganz besonders starke Perks wie Kampfroboter oder Companions freischalten lässt.
Ihr seht, das typische hantieren mit Ressourcen eben. Seid ihr schließlich gut ausgerüstet, zieht ihr wieder los und bestreitet den nächsten Kampf. So lange bis euch euer letzter Lebenspunkt ausgeht, das Spiel endet und euch mit einem neuen Highscore entlässt.
Fazit
Atomicrops ist ein wahrer Stress-Titel. Da haben die Entwickler von Bird Bath Games für Genreliebhaber einen wahren Daddelschmaus geschaffen. Mit seinem interessanten Genremix aus Shooter, Farming und Rogue-like gibt es zumindest noch nichts vergleichbares auf dem Markt. Das sei in jedem Falle dem Team hoch anzurechnen.
Die Shooter-Passagen machen in der schön gestalteten 2D-Welt Spaß und sind dennoch extrem fordernd. Gemeinsam mit dem zusätzlichen Farmingstress aus Samen säen, Unkraut entfernen und ernten ergibt sich ein stimmiges Gesamtkonzept. Als Kirsche des Ganzen fungieren die Bosskämpfe, die allesamt sehr gelungen sind.
Für uns hätte es die Rogue-like-Mechnaik nicht gebraucht, da der Titel samt seiner Welt und Bosse so interessant ist, dass man dem gerne mehr Zeit widmen würde. Zudem ist jeder Spieldurchlauf gleich, weshalb die Reihenfolge der Bosse auch immer die selbe ist. Dadurch wird es mit der Zeit etwas frustrierend. Immerhin startet man bei Tod wegen fehlender Speicherpunkte ganz von vorne.
Weitere Karten bzw. Welten oder grundsätzlich neue freischaltbare Waffen durch das Erfüllen von Herausforderungen würden dem Spiel für eine höhere Langzeitmotivation guttun. Langzeitspaß ist aktuell lediglich für alle jene garantiert, die sich gerne fortwährend der Jagd nach immer höheren Highscores sehnen.