Victor Vran im Test (PS4): Es ist nicht alles Diablo was glänzt

von Marco Mainz

Victor Vran jagt jetzt auch auf heimischen Konsolen nach Monstern. Gut zwei Jahre nach Erstveröffentlichung auf dem PC erscheint das Action-RPG am 6. Juni für PlayStation 4 und Xbox One. Die sogenannte Overkill-Version enthält neben dem Grundspiel die Add-ons “Fractured Worlds” und “Motörhead: Through the Ages”.

Es ist der erste Titel dieses Genres aus dem Hause von Haemimont Games. Größte Bekanntheit erlangte das bulgarische Studio bisher durch seine Tropico-Reihe. Doch statt Kokain-Anbau in Kolumbien gilt jetzt Dämonen-Metzeln in einer Steampunk-Welt. Ob das funktioniert? Und wie! Aber lest selbst. Hier unser Test zum Spiel.

Als Spieler schlüpft ihr in die Rolle des titelgebenden Jägers Victor Vran. Im Auftrag der Königin sollt ihr die Welt Zagoravia von Dämonen befreien. Eine Prämisse die älter nicht sein kann und gleich als Mittel zum Zweck abgewunken werden darf. Anders als bei vielen anderen ARPGs habt ihr am Start nicht etwa die Wahl aus typischen Klassen wie Krieger, Magier oder Schütze, sondern nur Kostüme.

Dabei ist es eigentlich auch egal, welches ihr wählt. Weder die Story, noch eure Fähigkeiten werden dadurch elementar beeinflusst. Auch ein Talentbaum fehlt gänzlich, womit spätestens jetzt klar wird: In Victor Vran gibt es kein Feintuning. Dadurch reduziert sich das Spiel selbst auf das Wichtigste. Und das ist bei einem Diablo-esken Spiel… ja richtig, das Zerhacken von Gegnern!

Rollen, schlagen, rollen, schlagen, rollen…

Ein knackiges Tutorial weist euch in die grundlegenden Steuerung des Top-Down-Spiels ein. Ganz simpel. Es gibt eine Taste zum Springen, eine zum Rollen, eine für den Standard-Waffenhieb und weitere zwei für Spezialangriffe. Letztere sind abhängig von der gerade schwingenden Waffe.

Mit der Sense könnt ihr beispielsweise in Kreisel-Manier alle Gegner um euch herum zerteilen, während ihr mit dem Blitzgewehr eine große Stromkugel abfeuert. Wie bei vielen Genre-Verwandten gibt es bei den Spezialattacken eine Abklingzeit von wenigen Sekunden. Ein Element, dass euch definitiv zu taktischen Finessen leiten wird.

Mit der Zeit merkt ihr, dass besonders das Rollen als Ausweichmanöver unumgänglich ist und vielleicht sogar öfter genutzt wird als das Schlagen selbst. Aber auch das natürlich nicht vergessen! Denn durch das Besiegen von Feinden ladet ihr eure sogenannte Overdrive-Leiste auf, durch die ihr Dämonenfähigkeiten auslösen könnt.

Habt ihr also genug Monster niedergemäht, könnt ihr beispielsweise einen verheerenden Kometenschauer herbeirufen oder einen riesigen Boomerang auf eure Gegner schleudern. Insgesamt gibt es über zehn Dämonenfähigkeiten, die im Spiel gefunden werden können.

Die gegnerischen Armeen sind gespickt mit den üblichen Verdächtigen, bestehend aus giftigen Spinnen, feuer-schießenden Untoten und magischen Geistern – *Gäääähn*. Nicht gerade einfallsreich, dafür aber solide umgesetzt. Einzelne Monster sind selbstverständlich ein Klacks für eure Klinge, weshalb ihr erst mit dem Spawnen ganzer Horden auf dem Prüfstand steht.

Sich dann aber dort durchzuhäckseln und ein dutzend Feinde unter einem einzelnen Hammerhieb zu begraben macht einfach derbe Spaß. Als Highlight kommen dann noch die großen Bosskämpfe, bei denen es definitiv auf mehr als nur “Hack & Slay” ankommt.

Tausche Fluch gegen Erfahrungspunkte

Wollt ihr den Schwierigkeitsgrad erhöhen, so könnt ihr euch selbst bis zu fünf Flüche auferlegen. Diese bewirken beispielsweise, dass alle Gegner um 50 Prozent stärker werden, oder ihr mit der Zeit automatisch Energie verliert. Belohnt werdet ihr je Fluch mit 10 Prozent mehr Erfahrungspunkten und 5 Prozent mehr zu findenden Gegenständen.

Wenn es dann immer noch zu langweilig ist, könnt ihr euch an den fünf individuellen Herausforderungen einer Area versuchen. Diese können so aussehen, dass ihr 80 Untote mit der Sense zerteilen und parallel 50 Spinnen mit der Shotgun durchlöchern müsst. Das zwingt euch ein wenig aus eurer Komfortzone, solltet ihr mal eine Waffe zu sehr ins Herz geschlossen haben.

Rein grafisch sieht das Spiel sehr schick aus. Die Dungeons sowie die Umgebungen sind zwar statisch, passen aber mit Ihrem düsteren Antlitz perfekt in die Steampunk-Welt. Klar, besonders außerhalb der Areas fehlt die Detailtreue, aber das wird durch die schimmernden Lichteffekte aus Zauberkräften und Feuersalven wieder kompensiert.

Positiv fällt auch das Sound-Design auf. Die deutsche Lokalisierung ist mit seinen Sprechern extrem gut gelungen und wertet die teils sehr drögen Dialoge nochmal gehörig auf. Besonders Vrans imaginärer Begleiter “Die Stimme” sorgt mit seinen referentiellen Kommentaren für den einen oder anderen Lacher. Ein mutiger Gegensatz zum Setting, der auch hätte schief gehen können.

Fazit

Das Entwickler-Studio Haemimont Games schafft mit Victor Vran eine überraschend gute Konsolenadaption. Mit Konzentration auf das wichtige Gameplay und Verzicht auf epochale Fähigkeitsbäume, bietet das Spiel einen tollen Einstieg in das Action-RPG Genre. Wer auf Storytelling à la Game of Thrones verzichten kann und sich freut, mal nicht jeden Fähigkeitspunkt händisch zuordnen zu müssen, der ist hier einem Geheimtipp auf der Spur. Ja, auch Diablo-Spieler!

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