Loop Hero im Test (PC): Im Loop durch Dungeons kämpfen

von Marco Mainz
Loop Hero Keyart

Loop Hero war bereits in unserer Top-Liste der Indie-Spiele im März. Die mutige Kombination aus Deckbuilding mit Roguelike Elementen verpackt in ein pixeliges Retro-Rollenspiel ist mit jeder Menge Vorschusslorbeeren gestartet. Wir schaffen uns einen Überblick!

Bereits eine Woche nach Release erreichte Loop Hero 500.000 verkauften Kopien. Große Steamer und Youtuber spielen den Indie-Hit und Publisher Devolver Digital hat bereits Verbesserungen und Updates in der Zukunft angekündigt. Und nicht nur die Zahl der Downloads spricht für das pixelige Indie-Spiel. Auch die Bewertungen haben „Äußerst positiv“ bei einer Gesamtzahl von über 11.000 Bewertungen erreicht.

Der Loop beginnt

Die Story beginnt in Chaos und Verwirrung. Die Welt wird von einem Bösewicht namens Lich bedroht, der alles verwüstet und nur Leere zurückgelassen hat. Als Held ohne Gedächtnis muss man wieder und wieder in den namensgebenden Loop und sich der Wiederherstellung der Welt widmen.

Dabei begegnet man freundlich und feindlich gesinnten NPCs, die selbst nicht wissen, was sie eigentlich tun. Selbst die Bossgegner irrlichtern nur durch eine Welt, die derart dekonstruiert ist, dass ihnen ihr eigenes Ziel ziellos erscheint.

Obwohl immer wieder existenzielle Themen besprochen werden, ist der Kern der Handlung wenig komplex. Grundlegende Handlungselemente offenbaren sich im Gespräch mit neuen Gegnern und NPCs, während unser Charakter um seine Erinnerung ringt.

Der Loop ist tatsächlich ein Weg, der im Kreis auf der Karte herumführt. In dieser Schleife läuft und kämpft unser Held automatisch. Wir können jederzeit zwischen Abenteuer- und Planungsmodus wechseln. In letzterem friert das Geschehen ein und gibt uns die Zeit, alle Karten zu studieren und zu verteilen.

Unsere Aufgabe ist es, den Weg mit Monstern zu pflastern, seine Umgebung zu bebauen und unsere Waffen aufzurüsten. Das Rollenspiel kombiniert in seinem rundenbasierten Kampfsystem ein Roguelike mit Kartenspiel-Elementen.

Das bedeutet, dass es nach jedem Tod von vorne los geht. Zusätzlich erlaubt es Crafting und verlangt Rohstoffmanagement. Aus jedem Kampf erhält man Geländekarten oder Items als Loot.

Loot für die Welt

Am Anfang oder nach einem Tod starten wir auf Level Eins und bekämpfen zuerst einfache Gegner. Das geschieht automatisch beruhend auf einer Angriffsgeschwindigkeit und einem Schadenswert. Jeder Gegner kann Items fallen lassen, die wir automatisch aufsammeln.

Das Level der Gegner steigt mit jeder Runde, die man auf der Map dreht. Aber durch die besseren Waffen und Rüstungsgegenstände, die sie abwerfen, bleiben wir ihnen ebenbürtig. Sie weisen zudem verschiedene Nebeneffekte auf, die am Anfang durch schiere Vielfalt überwältigend wirken.

Blutige Anfänger gehen schon mal verloren, da ihnen nicht erklärt wird, welche Effekte für welche Klasse am hilfreichsten sind. Das bietet eine taktische Spieltiefe, ist für Einsteiger aber schwierig zu durchblicken.

Jeder Gegenstand kann neben seinem primären Zahlenwert bis zu drei Nebeneffekte aufweisen. Eine Übersicht listet stets unsere summierten Power-Ups auf. Obwohl der erste Blick auf den Bildschirm verwirrend wirkt, haben wir uns schnell zurechtgefunden. Loop Hero hat eine sinnvolle Aufteilung des Platzes gefunden, alle Icons werden verständlich erklärt.

Ein komplexes Kartensystem

Ungenutzte Items werden in Ressourcen umgewandelt, wenn das Inventar voll ist und wir neue aufsammeln. Geländekarten platzieren wir auf der Map, es handelt sich entweder um rohstoffliefernde Blocks oder um Gegnerspawns. Letztere werden auf oder neben den Weg gebaut und spucken regelmäßig Gegner aus.

Je nach Kombination können wir so mehr oder neuen Kreaturen begegnen. Besondere Karten helfen im Kampf, indem sie uns mit positiven Effekten unterstützen. Die Wälder und Berge liefern wertvolle Ressourcen, die uns nach dem Kampf erhalten bleiben – sofern wir nicht sterben.

Dann geht der Großteil unserer Ressourcen verloren. Ziehen wir uns hingegen zurück, behalten wir unseren Loot vollständig. Das nutzen wir dann, um unser Basislager auszubauen. Die errichteten Gebäude wie beispielsweise Bauernhöfe, Schmieden oder Kräutergärten helfen uns im nächsten Loop mit ihren Vorteilen.

Je weiter wir fortschreiten, desto mehr Gebäude und Geländekarten schalten wir frei, die dann wiederum kombiniert werden können. So können wir gegen schwierigere Gegner mit besserem Loot antreten. Das ist komplex, aber Loop Hero lässt uns in unserem eigenen Tempo lernen.

Obwohl die Komplexität immer weiter zunimmt, halten wir Schritt und lernen dazu, welche Kombination von Geländekarten besondere Gegner hervorbringt oder wie unser Held ausbalanciert werden muss.

Der Spruch „Easy to learn, hard to master“ trifft in diesem Falle allerdings nur eingeschränkt zu: Es brauchte einige Stunden und die eine oder andere Hilfestellung, bis wir uns zurechtfanden. Je mehr wir wussten, desto mehr Spaß hatten wir, weil sich Erfolgserlebnisse einstellten. Wer alles freischalten und erreichen will, sollte mit einer Spielzeit von über 50 Stunden rechnen.

Altbackene Gestaltung in Bild und Ton

Loop Hero sieht aus wie aus dem letzten Jahrhundert entsprungen. Während moderne Pixelart-Spiele oft mit bunten Farben und scharfen Kontrasten experimentieren, bleibt das Retro-Kartenspiel den grauen und braunen Tönen treu. Alles ist bewusst trostlos und heruntergekommen gestaltet.

Obwohl optisch kein Hingucker, ist der rostige Look stimmig. Positiv sind uns die Charaktere aufgefallen, die mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind. Insgesamt ist das Design vor allem zweckmäßig und auf eine Übersichtlichkeit im Kampf ausgerichtet.

Für Menschen, die Schwierigkeiten mit der Schriftart haben, gibt es die Möglichkeit, sie im Menü auf eine besser leserliche umzuändern. Der Soundtrack zählt nicht zu den Stärken des Roguelikes. Die Musik gefällt uns zwar, wiederholt sich aber und verschwindet mit der Zeit im Hintergrund.

Bei Loop Hero wirkt fast alles wie eine Reminiszenz an vergangene Tage, und nicht immer zu seinem Vorteil. Auch die Tracks laufen nämlich in Endlosschleife. Viele Soundeffekte klingen blechern, und wir konnten dem Klangteppich insgesamt nicht viel abgewinnen. Deswegen war er bei uns meist auf das Nötigste reduziert. Der Entwickler hat allerdings mehr Abwechslung versprochen, weswegen wir gespannt bleiben.

Fazit

Der wilde Genremix von Entwickler Four Quarters spielt sich wie ein umfangreiches Brettspiel, da wir neben der Karte und den Figuren noch viele weitere Karten auf der Hand haben, die mit Zusatzeffekten bepackt sind. Sie werden in jeder Runde neu gemischt. Nur wer sich diese durchliest, Effekte studiert und aufeinander abstimmt, hat im Eifer des automatischen Gefechts eine Chance.

Dabei spielt auch Glück eine Rolle. Allen Loot erhalten wir zufällig, und manchmal ergibt sich eine ungünstige Verteilung. Aber da er im Überfluss vorhanden ist, überwiegt der taktische Faktor. Ein gewisser Grind ist dem Erfolgstitel nicht abzusprechen, aber ein clever gestaffeltes Belohnungssystem hält uns immer bei der Stange.

Loop Hero ist das perfekte Spiel nebenbei. Es bietet enorm viel Spielinhalt bietet und ist mit seinen zahlreichen Items und Achievements ein Paradies für alle Sammler. Jeder Loop war anders und fühlte sich dank des Ressourcensystems belohnend an. Durch die fehlende Geschicklichkeitskomponente ist Loop Hero einsteigerfreundlich, wenn auch schwer zu meistern.

Loop Hero ist ein Genre-Mix, der uns absolut überzeugte. Mit Krachern wie Hades kann der Titel jedoch nicht mithalten.

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