Transference im Test (PS4-VR): Familien-Drama im Escape Room

von Marco Mainz

Dass sich Filmstudios auf dem Videospielmarkt versuchen, passiert nicht alle Tage. SpectreVision um Produzent Elijah Wood haben es sich gewagt. Gemeinsam mit Ubisoft entwickelten sie den verstörenden VR-Wahnsinn „Transference“.

Der surreale VR-Titel ist das erste Videospielprojekt des Studios, das sich in der Vergangenheit besonders durch die Inszenierung von Horror- und Thrillerfilmen hervortat. Das zusammen mit Ubisoft co-produzierte Transference schlägt tonal in dieselbe Kerbe. So ganz kann sich das kalifornische Bewegtbildstudio von seiner Vergangenheit aber nicht trennen und nutzt innerhalb des Spiels echt gedrehte Aufnahmen als Zwischensequenzen.

Welcome to our minds

Das Spiel startet mit einem Videolog des fiktiven Wissenschaftlers Raymond. Der pausbäckige Bartträger hat es geschafft sein Bewusstsein zu digitalisieren und in einen virtuellen Raum hochzuladen – nicht nur sein eigenes, wie wir später erfahren. Auch das seiner Frau und seines Sohnes hat er in den Cyberspace hochgeladen. Die rund zwei Stunden kurze Entdeckungsreise spielt sich komplett innerhalb dieses virtuellen Netzwerkes ab. Genauer gesagt in einem digitalen Abbild der Familienwohnung.

Wie in einem Escape Room gilt es in der handvoll von Räumen Puzzles zu lösen. Wir als Spieler können uns in diesem Cyberspace frei bewegen und zwischen den Erinnerungen der einzelnen Familienmitglieder switchen. Das ist auch nötig, da dieses Feature für einige Rätsel benötigt wird. Diese sind mal mehr, mal weniger knifflig. Das reicht vom simplen Finden eines Schlüssels bis hin zum Drücken von Klaviertasten in der richtigen Reihenfolge.

Transference überzeugt mit unheimlicher Stimmung. | Bildquelle: Ubisoft.

Je nachdem in welcher Erinnerung wir uns gerade befinden, passt sich auch die Ausstattung der Wohnung an. In der Erinnerung von Raymonds Sohn ist beispielsweise alles für den Kindergeburtstag geschmückt, während in der des Vaters in jedem Raum quer verteilt Computer und Server rumsummen.

Dank VR immer etwas näher dran

Der Titel erinnert durch seine erzählerische Struktur ein wenig an den Walking Simulator “Gone Home”. Wie in dem 2013er Adventure dienen in Transference Gegenstände und ihre Erinnerungen dazu, die Geschichte voranzutreiben und die Hintergründe zu dem Familiendrama zu Beleuchten. Stück für Stück ergibt sich über die Spielzeit ein geschärftes Bild von der Familie und ihrem Drama innerhalb der virtuellen Welt. Hin und wieder finden wir auch Videologs, in denen wir die angespannte Stimmung der drei beobachten können. Mehr und mehr kristallisiert sich der Vater zum Psychopathen heraus, der seine Familie wohl ungefragt in das Cyberspace mitnahm.

Wir empfehlen Transference mit VR-Brille zu spielen. Es geht zwar auch ohne, dann ist das Erlebnis jedoch nicht ganz so intensiv. Das leise Geflüster, verstörende Clownsfotos und spookige Kritzeleien an den Wänden erzeugen erst mit VR so richtig die beklemmende Stimmung. Zudem kommt es hier und da zu kleinen Jumpscares durch ein bösartiges, nicht weiter definierbares Pixelmonster.

Mit der Oculus und HTC-Vive kann neben Pad und Tastatur auch mit den Move-Controllern gesteuert werden. Lediglich der PSVR ist das Feature nicht vergönnt, weshalb wir in uns in unserer Session für das Greifen auf die Triggertasten verlassen. Das funktioniert auch ganz gut. Ebenso wie das Laufen und Drehen innerhalb der Welt. Mehr Funktionen bietet das Spiel dann aber auch nicht. Eben ein typischer Walking Simulator. Großer Pluspunkt: Durch den übersichtlichen Levelaufbau in Form der Wohnung, ist alles auf kurze Distanz erreichbar.

Nichts ist, wie es zu sein scheint. | Bildquelle: Ubisoft.

Fazit

Transference ist ein kurzer interessanter Happen für Zwischendurch. Dabei bietet der Titel aber nichts, was wir nicht schon irgendwo anders gesehen haben. Gruselige Wohnung und Jumpscares? Kennen wir aus P.T.! Das Replizieren von Erinnerungen? Get Even! Interaktion mit Gegenständen zum Heranführen an die Geschichte? Gone Home!

Mit rund zwei Stunden Spielzeit sprengt der VR-Neuling zudem keine Rekorde und auch die schauspielerische Leistung innerhalb der Cutscenes ist nicht gerade hollywoodreif. Auch hinsichtlich VR hat der Titel keine Innovationen parat. Das einzige Alleinstellungsmerkmal bleibt der Mix aus Spielegrafik und Filmaufnahmen. Nicht genug wie wir finden.

Dennoch, der Titel ist von Anfang bis Ende gut durchdacht und spielt sich flüssig. Wer also auf etwas schwerere Videospiel-Kost steht und eine neue solide wie gelungene VR-Erfahrung in seiner Bibliothek benötigt, der ist hier gut beraten.

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