Passend zum Kinostart von Jurassic World 2 veröffentlichen Frontier Developements in Kooperation mit Universal Pictures das gleichnamige Spiel mit dem Zusatz „Evolution“. Wir verließen für einen Tag unseren Nine-to-Five-Bürojob und stiegen in das Dinopark-Business ein. Wirklich lange konnten uns T-Rex und Co. aber nicht bei der Stange halten. Im Test verraten wir warum.
Wenn jemand ein namhaftes Portfolio im Park-Simulations-Segment vorzuweisen hat, dann ja wohl englische Software-Schmiede „Frontier Developements“ aus dem lauschigen Cambridge. Die Macher von „Roller Coaster Tycoon 3“ und „Planet Coaster“ sorgten in der Vergangenheit des Öfteren für zufriedene Parkgäste. In Jurassic World stehen jedoch nicht Achterbahnen und Autoscooter auf dem Programm, sondern gigantische Brachiosaurier und gefräßige Velociraptoren.
Die ersten Schritte zum Parkdirektor
Innerhalb der mehrstündigen Kampagne bauen wir auf sechs unterschiedlichen Inseln unsere Saurierparks. Aufgaben und Belohnungen erhalten wir von unseren drei Abteilungen: Wissenschaft, Entertainment und Sicherheit. Es ist wichtig zwischen allen dreien die Waage zu halten, indem wir deren Aufgaben nachgehen.
Denn je zufriedener die Abteilungen sind, desto mehr Geld bekommen wir. Mehr Geld heißt mehr Dinos. Und Dinos sind cool! Doch Vorsicht, das Abschließen einer Mission erhöht zwar den Zufriedenheitsgrad einer Abteilung, senkt aber zugleich den der beiden anderen.
In der Regel beschränken sich die Aufgaben auf die immer selben Muster. Fossilien finden, Dinos züchten oder eine bestimmte Anzahl an Parkbesuchern erreichen. Die ersten Aufgaben dienen zugleich als leichtes Einstiegstutorial, wo uns unter anderem Jeff Goldblum in seiner Rolle als Dr. Ian Malcolm begleitet und kecke Kommentare zum Spielverlauf abgibt. Leider beschränkt sich das nicht nur auf ihn. Auch die überzeichneten Abteilungsleiter strotzen nur so von “obercoolen” Textpassagen – das wirkt teils arg bemüht.
Dinos aus dem Reagenzglas
Klar, Dinosaurier sind bereits vor Millionen von Jahren ausgestorben. Das hindert uns aber noch lange nicht daran selber welche zu züchten. Ganz im Stile des Jurassic-Park-Franchises entnehmen wir dafür aus Fossilien Dino-DNA und schaffen uns auf einem Insel-Archipel nahe Costa Ricas unsere eigenen prähistorischen Park-Attraktionen. Über 40 wundervoll gestaltete Spezies stehen uns dafür zur Verfügung.
Fossilien erhalten wir durch unsere Suchtrupps, die wir quer über den Globus entsenden. Je nach Qualität der dort ausgebuddelten Funde, können unsere Labor-Nerds mal mehr, mal weniger DNA extrahieren. Da wir zum Züchten mindestens 50% des Genoms einer Spezies benötigen, müssen wir unsere Teams mehrfach an die selben Locations schicken. Auf Dauer ist das ganz schön zermürbend, da es den Spielverlauf nur unnötig in die Länge treibt.
Das qualitativ beste Fossil ist übrigens die kultige Bernstein-Mücke aus dem ebenso kultigen ersten Film der Jurassic-Park-Reihe. Haben wir erst einmal genug DNA extrahiert, geht es an das Brüten und Freilassen der Urzeitbewohner. Die damit verbundene Präsentation der einzelnen Dinos gehört mitunter zu den Highlights im Spiel.
Wann immer wir einen Saurier in sein Gehege lassen, bekommen wir eine atemberaubender Animation spendiert. Darin stapft der neue Inselbewohner mit musikalischer Untermalung durch das stählerner Sicherheitstor und begrüßt den Park mit seinem lauten Gebrüll. Anschließend folgen wir ihm mit der Kamera auf seinen ersten Schritten durch das satte Grün und erhalten über ein Hub weitere nützliche Informationen zu seiner präferierten Lebensweise. Und das ist auch wichtig.
Jede Gattung hat bestimmte Bedürfnisse zu ihrer Haltung. Die einen sind lieber alleine, während andere den Schutz der Herde suchen. Das falsche Kombinieren von Sauriern innerhalb eines Geheges kann zu Panik bei einzelnen Exemplaren führen. Dann hilft nur noch eines: Betäuben und Umsiedeln. Andernfalls bricht das Tier aus und macht den Park auf der Besucherseite unsicher.
Micromanagement? Nope!
Chaos wollen wir tunlichst vermeiden. Immerhin haben wir uns vorher doch mit voller Hingabe unseren Besuchern gewidmet, um ihnen ein einmaliges Erlebnis in Jurassic World zu liefern. Extra für sie haben wir die Fast-Food-Bude direkt vor das Gehege gesetzt, sodass der Weg zu den nächsten Fritten nicht weit ist.
Schade nur, dass die Gebäude recht lieblos und geschlossen modelliert sind. So können wir ja gar nicht beobachten, was die Besucher in den Läden so treiben. Etwas mehr Details hätten nicht geschadet. Auch die Zufriedenheit eines einzelnen Besuchers oder verschiedener Gruppen wie Kinder, Erwachsene oder Senioren fehlen uns.
Wirklich fordernd ist Jurassic World Evolution zu keiner Zeit. Beim Parkaufbau bleiben wir Spieler weitestgehend ungestört und brauchen uns um plötzlich auftretende Ereignisse keine Sorgen machen. In aller Seelenruhe können wir forschen, brüten und bauen. Negative Effekte? Fehlanzeige! An keiner einzigen Stellschraube, sofern überhaupt vorhanden, muss hier gedreht werden.
So geht das Spiel zwar smooth seinen Gang, doch für Fans tiefgehendem Managements dürfte das zu wenig sein. Zudem schwimmen wir immerzu im Geld. Zwei neue Gattungen in die Gehege gepumpt und schon klingeln die Kassen. Gerne würden wir die vielen Moneten für neue Investitionen hergeben, wäre unser Park nicht bereits von allerlei Dinos und Shops zugekleistert. Wir wissen einfach nicht wohin mit dem Geld. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade würden hier Abhilfe schaffen.
Fazit
Jurassic World Evolution ist in seiner Inszenierung wirklich fabelhaft. Noch nie wurden Dinos innerhalb eines Spieles so gut eingefangen wie in dem neuen Titel von Frontier Developements. In Kombination mit der Vegetation und den Gebäuden auf dem Inselarchipel, entsteht wahrlich ein Dinopark zum Hinschauen.
Leider ist klassisches Park-Management nur rudimentär möglich. Wer sich also selbst als notorischen Optimierer bezeichnet und sich gerne stundenlang in den Hot-Dog-Preisen suhlt, der wird hier bitter enttäuscht. Dafür ist der Titel nicht gemacht. Jurassic World Evolution sieht sich viel mehr als als einstiegsfreundlichen Parksimulator, der die Schönheit jedes einzelnen Dinos hervorhebt. Unseres Erachtens ein nettes Beiwerk zum Kinofilm – mehr aber auch nicht.