In Other Waters im Test (Switch): Als KI quer durch den Alien-Ozean

von Marco Mainz

Die Xenobiologin Ellery Vas sucht auf einem fremden Planeten nach ihrer alten Freundin Minae. Während ihrer Suche macht sie allerdings eine riesige Entdeckung: außerirdisches Leben. Als KI führt euch In Other Waters durch eine besondere Spielwelt mit großem Explorationspotenzial.

Forscher träumen seit jeher davon außerirdisches Leben zu entdecken. Bislang erfolglos. Nicht jedoch im neuen Indie Game In Other Waters. In dem Titel des britischen Entwicklers Gareth Damian Martin bereisen wir in einer weit entfernten Zukunft den Exoplaneten Gliese 667Cc. Wir befinden uns in dessem riesigen Ozean und versuchen darin Minae, eine alte Freundin der Protagonistin Ellery Vas, zu finden.

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Interessanterweise schlüpfen wir in dem Spiel nicht in die Rolle von Ellery, sondern in die einer KI, die sich in ihrem Unterwasseranzug befindet. Wie wir dorthinein gekommen sind, wissen weder Ellery noch wir. Wir sind lediglich dafür zuständig sie vor dem Tod durch Ersticken zu bewahren, indem wir die Kontrollsysteme für Sauerstoff und Ernergie im Auge behalten. In der zehnstündigen Story versuchen wir gemeinsam mit Ellery die vermisste Minae zu finden.

Die kontrastreichen Farben mit Blautönen passen perfekt zum Thema des Spiels. | Bildquelle: Jump Over the Age

Stilistisch herausragend und innovativ

Inszenatorisch ist das kleine Projekt aus London wahrlich gelungen. Das schöne kontrastreiche Interface ist das innovativste, das ich seit langer Zeit gesehen habe. Entspannende Blautöne, vom hellen Cyan bis zum dunklen Türkis, treffen auf knalliges Gelb und visualisieren das Dasein im außerirdischem Ozean vortrefflich. Vom Ozean selbst sehen wir allerdings nichts. Auch nichts von der außerirdischen Fauna oder sonstigen Dingen – zumindest nicht aus nächster Nähe.

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Weil wir eine KI spielen, erlaubt sich In Other Waters einen interessanten Blickwinkel. Von großer Distanz schauen wir runter auf eine reduzierte topographische Karte. In der Bildschirmmitte haben wir einen kreisförmigen Ausschnitt, in dem alles Relevante stattfindet. Wir, also die KI im Raumanzug von Forscherin Ellery, sehen uns nur als einfachen Punkt in der Mitte. Auch alle anderen Organismen im Spiel werden nur als Punkte dargestellt.

Durch die abstrakte Darstellung sind wir auf die Beschreibungen von Ellery angewiesen. Das gesamte Spiel wird in Textform erzählt. Sei es im Dialog zwischen uns, der KI, und ihr oder in Form ihrer Logbücher, die sie beginnt zu schreiben. Da wir gleich zu Anfang Leben in Form von Organismen entdecken, wird ihr Forschungsdrang geweckt.

Die Proben werden für neue Forschungsergebnisse analyisiert. | Bildquelle: Jump Over the Age

Fortan untersucht sie mit unserer Hilfe den Ozean, nimmt Proben von Lebewesen und zeichnet Verhaltensmuster auf. Begleitet wird unser Ausflug ins außerirdische Meer von einem fabelhaften Soundtrack von Amos Roddy, der perfekt zum beruhigendem Forschungs-Setting passt.

Scannen, scannen, scannen

Auf unserem Weg durch die Gewässer navigieren wir auf vorgegebenen Pfaden, die wir durch das Scannen entdecken. Mit Drücken einer Taste streuen wir Funkwellen. Die daraufhin sichtbaren Dinge scannen wir anschließend mit dem rechten Analogstick. In Textform erhalten wir so Scan für Scan neue Informationen über den Planeten und können uns dadurch fortbewegen.

Leider ist die Spielmechanik nicht sonderlich abwechslungsreich, weshalb nach einigen Spielstunden das eingangs gelobte Spielkonzept repetitiv wird. Als abwechslungsreich hätten die zusätzlichen Features wie das Schweißgerät und der Turbo-Antrieb entpuppen können. Nur leider kommen sie zu selten zum Einsatz.

Auch das Sammeln von Proben ist lediglich für die Forschung hilfreich. Zwar ist das Inventar voll mit Sporen und weiteren interessanten Dingen, am Ende landen sie jedoch nur in unserer Maschine um weitere Forschungsergebnisse zu liefern.

Immer wieder können wir Proben für weitere Forschungen sammeln. | Bildquelle: Jump Over the Age

Zumindest finden wir hin und wieder auch Lebewesen – zwar ebenfalls nur in Punktform auf unserer Karte, jedoch etwas gemustert, sodass wir sie besser erkennen. Wenn wir sie scannen, erhalten wir Informationen für die Logbücher von Ellery. Haben wir genug Lebewesen der gleichen Spezies gemustert, erhalten wir zusätzliche Informationen und Zeichnungen von ihr. Letztere bleiben das einzig visuelle außerhalb der Radar-Sicht.

Spannend? Keineswegs. Bei den Tieren, so viel sei verraten, handelt es sich ausschließlich um einfache Lebensformen wie Pilzen, Stängeln oder anderen Kleinstlebewesen. Dafür wird jedoch der gesamte Wirkungszusammenhang der Flora und Fauna höchst akkurat erklärt und begründet. Allerdings so detailliert, dass sich das Spiel hin und wieder darin verliert.

Willkommen im Biologie-Unterricht

Häufig nimmt das Spiel den biologischen Aspekt etwas zu ernst. So wird es weniger explorativ und spannend, sondern mehr zum Lesemarathon. In Other Waters wird ohnehin schon ausschließlich über Text erklärt. Wenn man sich die Hälfte der Zeit dann zusätzlich noch in den Logbüchern aufhält und ausschließlich biologische Besonderheiten von fiktiven Wesen durchliest, dann wird es sehr anstrengend.

So wünschten wir uns mit zunehmendem Spielfortschritt immer häufiger den Story-Part um Minae herbei. Denn dieser ist, trotz vieler Textpassagen, sehr spannend. Besonders zur Mitte der Geschichte, wenn es einen interessanten Plot-Twist gibt, macht das Erkunden viel Spaß. Doch ehe wir weitere große Entdeckungen machen, ist bereits der Epilog erreicht. Schade.

Je tiefer die Gewässer, desto weniger Lebensformen begegnen uns. | Bildquelle: Jump Over the Age

Fazit

In Other Waters ist einzigartig. Das charmante explorative 2D-Adventure um Xenobiologin Ellery Vast und uns als KI-Begleiter probiert eine Menge neuer Dinge aus. Zuallererst sei das frische Steuerungskonzept und das künstlerische Interface positiv hervorgehoben. Gepaart mit dem genialen Sounddesign ergibt sich ein stimmiges Setting in einem fremden Ozean. Die geschaffene Welt von Gareth Damian Martin ist nicht nur glaubwürdig, sondern wirkt wegen seiner Detailtreue unglaublich realistisch.

Der explorative Ansatz in Kombination mit einer Sci-Fi-Story auf dem fremden Planeten beginnt stark, verliert mit der Zeit allerdings an Fahrt. Einige Features wie der Turbo-Antrieb oder das Schweißgerät im Spiel werden zudem nicht sonderlich ausgereizt und lediglich eine handvoll Male eingesetzt. Etwas verschenktes Potenzial, wie wir finden.

Auf der anderen Seite, und sei es noch so akkurat umgesetzt, nimmt das Erforschen der Umwelt zu viel Platz ein. Für uns fühlte sich das Lesen von trockener Logbuch-Literatur zunehmend wie Arbeit an. Etwas mehr Fokus auf die spannungsvolle Narrative um die vermisste Freundin hätten dem Spiel besser getan.

Nichtsdestotrotz, In Other Waters ist mit seiner ausgeklügelten Mechanik, dem liebevoll gestalteten Interface und einer knackigen Spielzeit von zehn Stunden definitv einen Blick wert. Wer explorative Adventures mag, ist hiermit sehr gut beraten.

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