Ein Paar führt aus beruflichen Gründen plötzlich eine Fernbeziehung. Ein Fehler, wie sich herausstellt. In A Fold Apart begleitet ihr beide durch ihre Gefühlswelt und versucht sie mit Hilfe einer interessanten Faltmechanik wieder zu vereinen.
Fernbeziehungen können schwer sein. Durch die große Distanz fehlt plötzlich der schmusende Partner. Nachrichten über den Chat werden missverstanden. Es kommt zu Streit, Trauer und Verzweiflung. Wer selbst einmal eine Fernbeziehung geführt hat kennt es; wer nicht, bekommt durch A Fold Apart ein Bild spendiert.
Das Indie Game des kanadischen Studios Lightning Rod Games war mehrere Jahre in Entwicklung und immer wieder verschoben worden. Seit dem 17. April dürfen Spieler im romantischen Puzzler endlich knobeln.
Zusammenbringen, was zusammen gehört
Bevor das Spiel losgeht, dürft ihr entscheiden welche Geschlechter die beiden Protagonisten haben. Mann und Frau, Mann und Mann oder Frau und Frau. Wir blieben ganz klassisch und haben uns für die Variante bestehend aus Männlein und Weiblein entschieden. Diesen Rollen nach ist sie Lehrerin, die das Landleben liebt und er ein erfolgreicher Architekt.
Der Prolog fackelt nicht lange und zeigt wie er für seinen Job für ein Jahr in eine andere Stadt ziehen muss. Am Flughafen sehen wir die beiden sich noch mit einem Lächeln verabschieden. Das soll sich im Laufe der Geschichte noch ändern. Wo die beiden leben verrät das Spiel zwar nicht, es wird jedoch deutlich, dass es verschiedene Zeitzonen sind. Einer von vielen Umständen, der die Fernbeziehung auf die Probe stellt.
Innovatives Rätseldesign
Das Spiel liefert mehr als 50 Rätsel. Ganz prominent in Szene gesetzt: Das Rätseldesign. Wie der Name schon verrät, müsst ihr die Level falten um an euer Ziel zu kommen. Das Ziel? Ein Stern, den ihr nur durch kniffliges Falten des Levels erreichen könnt. Wie ein Blatt Papier, hat jeder Level eine Vorder- und Rückseite. Durch das Falten könnt ihr beide Seiten verbinden und so Wege schaffen, die das Weiterkommen ermöglichen. Zunächst lernt ihr das Falten von der horizontalen und vertikalen Seite, später dann auch übers Eck inklusive Drehen des Levels kennen.
Ihr mögt Puzzler? Lest hier unseren Test zu LUNA: The Shadow Dust.
Wirklich schwierig werden die Rätsel allerdings nie. Es bedarf stets nur weniger Handgriffe und ihr seid beim gelbglitzernden Stern. Zwar gab es eine Handvoll Knobeleinlagen, wo wir einige Minuten vorsaßen; des Rätsels Lösung war in der Regel jedoch simpler als unser verkopfter Weg, den wir vorher probierten. Den Schwierigkeitsgrad hätten die Entwickler also ruhig etwas anziehen können.
Die Faltmechanik funktioniert, wenngleich sie etwas unpräzise ist. Das Falten geht nämlich nicht völlig frei von der Hand, sondern orientiert sich an unsichtbaren Fixpunkten. Damit könnt ihr nicht millimetergenau dort Falten, wo ihr gerne würdet. Das nimmt zwar ein wenig Immersion, ist jedoch nicht weiter schlimm. Zum Weiterkommen reicht nämlich in der Regel grobes Levelknicken aus.
Pubertäres Gejammer in einer langweiligen Welt
Was uns leider überhaupt nicht gefallen hat, ist die plumpe Erzählweise zwischen den Leveln. Nach jedem Puzzle wird die Geschichte in Textform weitererzählt. Allen voran die Dialoge zwischen dem Pärchen, die sie der Distanz und Zeitverschiebung wegen per Chat führen, sind unglaublich nervig. Immer wieder schreibt einer von beiden eine missverständliche Nachricht, die der Empfänger falsch interpretiert. Es kommt zu einer Sequenz in einer Gefühlswelt, in der die Gedanken der Person visualisiert werden.
Ein Beispiel: Sie schreibt, dass sie wieder alleine TV schaut – wie immer, seit der Fernbeziehung. Er streift anschließend mit hängendem Kopf durch seine Gefühlswelt und denkt sich: „Ich wollte doch nur mit dir sprechen; jetzt fühle ich mich schuldig“. Es geht weiter mit „Hätte ich den Job nicht annehmen sollen?“ oder „Ich vermisse dich so sehr“.
Da würde man liebsten einmal in den Bildschirm greifen und die Person ordentlich schütteln. In Summe fühlt sich die Gefühlswelt der beiden sehr pubertär an. Das liegt leider auch an der Inszenierung, die uns mit riesigen aufploppenden Schlagworten etwas zu extrem ist, als dass wir wirklich mit den beiden mitfühlen.
Fazit
So lange haben wir auf A Fold Apart warten müssen. Wir waren sehr gespannt, wie sich der Puzzler mit Fernbeziehungsromantik spielen lässt. Selten haben wir ein solch perfektes Spielkonzept auf dem Papier gelesen: Ein Paar, durch eine Fernbeziehung getrennt, muss wieder zueinander geführt werden – räumlich wie seelisch. Visualisiert durch das stetige Falten der Spielwelt, solange bis beide wieder vereint sind. Einfach tadellos!
Leider finden wir die Umsetzung nur bedingt gelungen. Der spielerische Kern besteht letzten Endes immer noch aus den Rätseln. Diese sind uns in Summe zu leicht und mit der Zeit sogar etwas zu langweilig, da uns die spielerische Abwechslung fehlte. Das gesamte Spiel haben wir zudem mit einer Gesamtspielzeit von lediglich zwei bis drei Stunden abgeschlossen. Ein Wiederspielwert, durch etwa optional sammelbare Gegenstände, ist ebenfalls nicht gegeben.
Zu guter Letzt sind es die für uns untragbaren Teenie-Weltuntergangs-Dialoge, die aus einer potenziell emotionalen Verlustgeschichte eine kaum ernstzunehmende Schnulze machen. Vielleicht ist ein Spiel, das sich in seiner Erzählweise einzig und allein auf Liebeskummer und Einsamkeit stürzt auch nicht ohne Schnulz umsetzbar. Vielleicht trägt eine solche Prämisse einfach kein ganzes Spiel. Vielleicht liegt es aber auch an uns, weshalb der Funke von A Fold Apart einfach nicht übergesprungen ist. Vielleicht.