Still There im Test (Switch): Trauer und Depression im Weltall

von Marco Mainz
Still There ist ein Puzzler in einer Raumstation und thematisiert Depression und Trauer

Depression und Trauer kommen in Spielen oft viel zu kurz. Mit der Geschichte von Still There nehmen sich das italienische Studio GhostShark Games und Publisher Iceberg Interactive dieser Thematik an. Ob daraus auch ein gelungenes Gesamterlebnis wurde, erfahrt ihr hier.

Im Weltall hört dich niemand schreien

Ihr schlüpft in die Rolle von Karl, der sich auf den einsamen Posten des Weltraum-Leuchtturmwärters zurückgezogen hat. Die Entwickler vermischen dunklen Humor mit Selbstzweifel und einer einfühlsamen Geschichte, in der ihr mit dem Protagonisten fiebert und immer mehr von ihm selbst aufdeckt.

Dabei geschehen um euch herum Ereignisse, die ihr in Multiple-Choice-Dialogen beeinflusst. Immer wieder werdet ihr mit moralischen Entscheidungen konfrontiert, gemischt mit dem gewöhnlichen Alltag auf der Station. Aufs Klo gehen, den Urin zu Wasser recyceln, etwas daraus kochen, den Haustier-Leguan füttern und dann die Liste an täglichen Aufgaben abarbeiten, die euch eure Vorgesetzten für heute aufgetragen haben.

Still There startet bereits mit einer melancholisch düsteren Atmosphäre. | Bildquelle: Iceberg Interactive

Alles was ich kenne ist Logik

Neben der Geschichte ist Still There ein klassisches Point-and-Click. Aus der Egoperspektive gilt es Kombinationsrätsel im Weltraumleuchturm des Protagonisten Karl zu lösen. Der begrenzte Platz im Leuchtturm sorgt dafür, dass praktisch alles in einem Bild stattfindet.

Scrollt ihr mit dem rechten Stick nämlich durchs Level, fängt es praktischerweise wieder von vorne an, als würde man auf einem Stuhl sitzen und sich in seinem Zimmer drehen. Was sich erst mal nach nicht viel anhört, tut dem Spiel richtig gut. In den wenigen Platz wurden dafür umso mehr Details gesteckt.

Trotz der vermeintlich kleinen Größe dauert es sich dort zurechtzufinden. Anfangs ist man schon mal überfordert, wenn zum Beispiel mit dem Periskop der Station nach einer Sternenkonstellation Ausschau gehalten werden soll. Das Ding an seiner Position am oberen Bildschirmrand über dem Steuerpult zu entdecken, kann eine Weile dauern.

Ein neuer Tag bricht an | Bildquelle: Iceberg Interactive

So geht es anfangs bei jeder Aufgabe. Wo ist denn die Recycling-Box? Wie verbinde ich Antenne mit Monitor? Fragen über Fragen. Mit der Zeit bessert sich das jedoch spürbar. Je weiter man im Spiel fortschreitet, desto besser kennt man sich dann in der eigenen Station aus. Nach und nach verinnerlicht man die Position und Funktion der einzelnen Instrumente.

Zu einfach macht es euch das Spiel dabei jedoch nicht. Durch immer mehr Systeme, die hinzukommen wird auch das Rätseldesign komplexer. Das Handbuch im Spiel, in dem ihr Anleitungen der Geräte nachschlagen könnt, muss immer wieder zurate gezogen werden, um auf die richtige Kombination zu stoßen.

Leicht verständlich ist das Ganze dabei auch nicht. Wer sich beispielsweise nicht mit Schaltplänen auskennt, bekommt vom Spiel wenig Unterstützung. Die im Computer der Station beheimatete KI Gorky bietet auf Nachfrage zwar Hilfe an, sagt euch meist jedoch nur grob, was zu tun ist.

Immer wieder warten kleine Rätsel auf euch | Bildquelle: Iceberg Interactive

Solltet ihr einmal überfordert sein, bietet das Spiel nach einer Weile auch an das Rätsel in vereinfachter Form spielen zu können. Dann wird ein Teil des Puzzles für euch gelöst, dafür müsst ihr aber auf den Erfolg für dieses verzichten. Einfach sind sie aber auch dann noch nicht.

Deine Augen können dich täuschen, traue ihnen nicht

Die Nintendo Switch bietet euch zwei Arten, das Spiel zu steuern. Entweder bewegt ihr das Fadenkreuz mit dem linken Stick durch das Bild, oder ihr nehmt die Joy-Cons ab und steuert mit der Bewegungssteuerung. Da diese ziemlich präzise funktioniert würden wir euch das auch empfehlen.

Als Hilfe könnt ihr den Cursor per Tastendruck zentrieren und eine Art Lupe einblenden. Besonders auf dem kleinen Switch Bildschirm ist diese des Öfteren auch mal nötig, da die Beschriftungen des Steuerpults doch sehr klein geraten sind. Auch andere Elemente wie An-/ Ausschalter werden im Handheldmodus leicht übersehen.

Traum oder Wirklichkeit? Das ist hier die Frage | Bildquelle: Iceberg Interactive

Karl musste so bei mir zwei Tage auf sein Essen verzichten, da ich den Knopf am Recyclingautomaten einfach übersehen hatte, bis ich am Fernseher spielte. Zur Interaktion mit Objekten dienen die A/B/X/Y Knöpfe. Dabei ist B der Universalbutton. Mit ihm schaltet ihr Dialoge weiter, aktiviert Schalter und ruft ein Kontextmenü auf, dass euch das Objekt beispielsweise ansehen, benutzen oder nehmen lässt.

Die anderen Knöpfe sind leider nicht so konsistent. Mal wird ein Gegenstand mit A zurückgelegt, dann wieder mit X oder wird er jetzt doch mit X benutzt? Das führt leider dazu, dass man jedes Mal wieder auf die Symbole schauen muss, um die dazu gehörende Taste zu finden und kein richtiger Flow in der Interaktion mit den Objekten entsteht.

Fazit

Entwickler GhostShark Games erzählt in Still There eine packende Geschichte rund um Trauer und Depression. Nach und nach erfährt man als Spieler mehr über Karl und was ihn auf seinen einsamen Posten im Weltall verschlagen hat. Dabei mischen sie auch gekonnt Humor, wenn auch oft dunklen, unter. Die Gespräche im Spiel sind toll geschrieben und lassen sich durch die eigenen Antworten beeinflussen.

Leider sind die Rätsel, die euch im Spielverlauf entgegengestellt sehr anspruchsvoll und das Handbuch auch nicht immer leicht zu verstehen. Teile der Rätsel lassen sich zwar überspringen, das sollte jedoch nicht die Regel in einem Point-And-Click Spiel sein. Wer bockschwere Kopfnüsse mag, wird damit glücklich sein. Ansonsten lohnt es sich alleine für das Erleben der packenden Story einen Blick zu riskieren.

 

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