Raji: An Ancient Epic im Test (PC): Ein Spiel, das zu viel will

von Marco Mainz
Raji KeyArt

Raji: An Ancient Epic ist ein indisches Action-Adventure mit Puzzle-, Plattform- und Kampfelementen in atmosphärischem Look. Mit seinem Genre-Mix verrennt sich das indie Game jedoch im Mittelmaß.

Raji: An Ancient Epic erzählt uns die Geschichte von Raji, deren Bruder Golu plötzlich von Dämonen entführt wurde. Das Abenteuer spielt im alten Indien und behandelt neben der Rettungsmission Rajis auch die indische Mythologie.

Darum wird die große Schwester von Göttin Durga, die hinduistische Göttin der Vollkommenheit, mit ihrer Aufgabe beauftragt. Ihr fällt die schwere Bürde zu, es mit den Dämonen um Dämonenfürst Mahabalasura aufzunehmen und neben ihrem Bruder auch die ganze Welt zu retten. Dafür bekommt sie von den Göttern Waffen zur Verfügung gestellt, die ihr ihr im Kampf verschiedene Fähigkeiten verleihen.

Unter den Fittichen der Götter

Das Schicksal von Raji wird uns in Zwischensequenzen nähergebracht, die wie in einem Schattentheater inszeniert sind. Darüber sprechen die Stimmen der Göttin Durga, die das Geschehen erklärt und kommentiert, sowie des Gottes Vishnu, der für die historische Einordnung zuständig ist.

Raji trifft immer wieder auf Teile ihrer Vergangenheit sowie auf Bruchstücke der Mythologie, welche uns von den Göttern erklärt werden. Manchmal ist eine Puzzlemechanik implementiert, mithilfe derer die Stücke zu einem Gesamtbild vereint werden müssen.

Das klingt zwar dank Rumpeln und Knirschen wirklich substanziell, bricht aber mit dem Pacing des restlichen Spiels. Es sieht schön aus, wenn das Gesamtbild letztlich aufleuchtet, darüber hinaus konnten uns die Puzzles nicht begeistern.

Palast in Raji

Der Palast sieht zwar toll aus, ist aber auch bis auf ein paar dämonische Begegnungen leer. | Bildquelle: Super.com

Rajis Reise wird oft abrupt unterbrochen, um die Vergangenheit zu beleuchten. Die verstreuten Schnipsel tauchen gerne in actionreichen Sequenzen auf, weswegen die gelungene Synchronisation nicht zur Geltung kommt.

Ein wilder Kameraschwenk zu den Plattformen

Neben den seltenen Puzzles gibt es zahlreiche Plattformer-Elemente, die eher hölzern ins Spiel implementiert sind. Raji läuft zumeist gebückt durch die Ruinen, kann aber auch springen, klettern und hangeln.

Aufgrund der festen Kamera stellt die Perspektive meistens kein Problem dar, allerdings wechselt beim Laufen ständig die Blickrichtung. Das führte bei uns in den weitläufigen Gebäuden zu völliger Orientierungslosigkeit. Das erschwert das Finden kleiner Leuchtkugeln, deren Funktion sich uns nicht vollständig erschloss.

Die 3D-Perspektive bringt die aus dem Pahari-Kunststil entnommene Grafik gut zur Geltung. Die handgemalten und anschließend in 3D gerenderten Texturen wirken bei höchster Auflösung brillant, verlangen unserer Hardware aber entsprechend auch viel ab.

Raji Plattformer

Immer wieder kommt es zu mehr oder weniger gelungenen Plattformer-Passagen. | Bildquelle: Super.com

Doch auch herunterskaliert leuchtet die Umgebung in den warmen Rottönen des Sonnenlichts, in bedrohlichem Orange dank lodernder Feuerschalen oder im fahlen Grün eines verdorbenen Baums. Es war eine Freude, neue Umgebungen zu erkunden, doch leider sind die Areale zu groß und eintönig geraten.

Verteidigung gegen die dunklen Künste

Wenn unsere Heldin auf die feindlichen Dämonen trifft, kommt es zum Kampf. Dieser findet in durch Barrieren abgegrenzten Bereichen statt, die Raji erst nach ihrem Sieg wieder verlassen kann.

Gegen die unterschiedlich schnellen und großen Dämonen mit wechselnden Angriffen steht ihr anfangs der Stab Trishul zur Verfügung. Später folgen weitere Waffen. Für sie alle lassen sich Zusatzeffekte freischalten, darunter eine kugelblitzartige Lähmung.

Raji kann Wände und Säulen nutzen, um Sprungattacken auszuführen. Bei jedem Finalschlag erhält sie Leben zurück. Manchmal verfügt das Schlachtfeld über zusätzliche Schreine, die sich in den Kampf einbinden lassen.

Dadurch kommt ein abwechslungsreiches und flottes Kampfgeschehen zustande, das uns (vor allem in Bosskämpfen) ordentlich ins Schwitzen gebracht hat.

Raji kämpft gegen mehrere Feinde

Im Kampf muss Raji es mit mehreren Gegnern aufnehmen. Schreine verleihen ihr Spezialangriffe, die die Gegner lähmen können. | Bildquelle: Super.com

Die Checkpoints sind sehr großzügig gesetzt. Wem im Kampf doch mal die Puste ausgeht, der darf ohne Nachteil direkt wieder hineingehen. Auch Plattform-Passagen verlieren so ihren Schrecken, aber leider auch ihren Reiz.

Die Steuerung fühlt sich schwammig an, sodass wir immer wieder Treffer einstecken oder an Gerüsten vorbeispringen. Gerade hilfreiche Mechaniken wie der Rückwärtssalto von Säulen oder Wänden klappen nicht immer auf Anhieb.

Immerhin werden diese anhand von Strohpuppen erklärt und eingeübt. Das Spiel blendet die richtigen Tasten eifrig ein, wenn es in der steifen Welt doch mal Interaktionsmöglichkeiten gibt.

Fazit

Raji: An Ancient Epic versucht, viele Elemente zu einem stimmigen Spiel zu vereinen: eine gelungene Grafik, ein paar verstreute Rätsel, eine tragische Familiengeschichte, die indische Mythologie, ein flottes Kampfsystem und viel Rennen und Springen.

Unterlegt mit sehr passender Synchronisation und einem eintönigen, orientalischen Gedudel weiß das indische 3D-Action-Adventure oft nicht, wohin es will. Zumal dieses oft genau an den Stellen aussetzt, wo Raji durch die optisch sehr ansprechenden, aber inhaltsleeren Paläste läuft.

Das erzeugt unnötige Längen, zumal oft doch nur der nächste Kampf wartet. Diese sind schlecht ausbalanciert, da Zusatzeffekte keinen Cooldown haben.

Unserer Frustrationsschwelle hätte es jedenfalls besser getan, wenn Raji: An Ancient Epic sich auf seine Stärken konzentriert hätte, zu denen der Look und die eingestreuten Stücke indischer Mythologie gehören.

Diese gehen leider unter. So wirkten Story, Kampf und Soundtrack zu generisch, um Raji: An Ancient Epic von einem soliden zu einem wirklich guten Spiel zu machen. Unterm Strich liefert Nodding Heads Games ein gutes, aber unrundes Spiel ab, das sich gerade in Sachen Tempo und Präzision entscheidende Schnitzer leistet.

Raji ist nur etwas für Geduldige, die sich mit einem mittelmäßigen Kampfsystem abfinden können und auch sonst nicht zu viel Spieltiefe erwarten.

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