Lost Words – Beyond the Page im Test (Switch): Emotionale Reise in die Gedanken eines Kindes

von Marco Mainz
Lost Words: Beyond The Page Keyart

Schon nach seiner Ankündigung im Jahr 2017 hat Lost Words: Beyond the Page die Herzen vieler Videospieljournalist:innen für sich gewinnen können. Die Folge: eine Reihe an Preisen auf verschiedensten Videospielmessen. Das englische Entwicklerstudio Sketchbook Games rund um die Autorin Rhianna Pratchett, Tochter des Fantasybuchautors Terry Pratchett, verspricht uns eine emotionale Reise auf verschiedenen Erzählebenen. Wird das Adventure seinen Vorschusslorbeeren gerecht? Das verraten wir euch in unserem Test.

Mit Beginn der Geschichte von „Lost Words: Beyond the Page“ lernen wir das junge Mädchen namens Isabelle Barbara Cooke, genannt Izzy, kennen. Izzy ist seit ihrer frühesten Kindheit begeisterte Geschichtenerzählerin und hegt den Traum, ihre Geschichten in einem Buch niederzuschreiben.

Um sie der Erfüllung ihres Traumes ein Stück näher zu bringen schenkt Izzys Großmutter ihr zu ihrem Geburtstag ein eigenes Tagebuch. Mit diesem begleiten wir als Spielende Izzy beim Schreiben und in ihrem Alltag.

So lernen wir Izzy näher kennen. Sie eröffnet uns ihre Träume, Sorgen und Ängste und lässt uns in ihre Fantasiewelt „Estoria“ eintauchen. Estoria ist ein friedliches Land, das durch die junge, zukünftige Hüterin der Glühwürmchen mit der Kraft der Wörter bewacht wird. Ihren Namen dürfen wir als Spielende selbst bestimmen.

Doch der Frieden in Estoria ist nicht von langer Dauer. Ein Schicksalsschlag in Izzys wahrem Leben wirkt sich auf die Fantasie der Protagonistin und somit auch auf die Geschehnisse in Estoria aus. Somit erleben wir als Spielende gemeinsam mit Izzy und unserer Heldin zwei ineinander verflochtene Geschichten. Sie bringen uns fortan Gefühle wie Freude, Trauer, Wut und Hoffnung aus den Augen eines Kindes näher.

Das Tagebuch in Lost Words: Beyond the Page

Die Seiten in ihrem Tagebuch füllt Izzy handschriftlich und verziert sie mit Skizzen. | Bildquelle: Sketchbook Games

Liebevolles Grafikdesign in Kombination mit seichten Pianoklängen

Schon beim Start von „Lost Words: Beyond the Page“ begrüßen uns liebevoll gestaltete Grafiken, die uns tiefer in die Welt des Adventures eintauchen lassen. Wir starten das Indie Game in einem an ein Notizbuch erinnerndes Hauptmenü.

Dort bekommen wir markante Merkmale der Erzählung detailvoll skizziert und reisen nahezu übergangslos in die bunte 2,5D-Welt von Estoria. Hierbei wirken die Welten des Spiels wie aus einem Guss, sodass wir den Wechsel des Grafikstils zwar bemerken, aber keinesfalls als störend empfinden.

Begleitet wird das optische Erscheinungsbild mit sanften Pianoklängen, welche sich je nach Situation dem aktuellen Spielgeschehen, fließend anpassen. In emotionalen Szenen spielt das Piano ruhige, traurige Klänge. Momente der Hoffnung werden dagegen mit einer fröhlich anmutenden Symphonie eingefangen. Harte Übergänge von einem Song zum anderen gab es während unseres Tests nicht.

Lost Words: Beyond the Page 2D-Grafik

Der Übergang vom zweidimensionalen Grafikstil ist fließend, sodass sich die 2,5D-Grafiken nahtlos einfügen können. | Bildquelle: Sketchbook Games

Die Macht des Wortes bestimmt das einsteigerfreundliche Gameplay

Wir unterstützen Izzy beim Schreiben ihres Tagesbuches, indem wir Worte in der richtigen Reihenfolge auf den Seiten des Buches anordnen. Unsere Heldin in Estoria hingegen steuern wir aktiv und nutzen ihr Wörterbuch um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Je weiter wir in der Geschichte fortschreiten, desto mehr Wörter erhalten wir.

Mithilfe unseres Steuerungscursors in Form eines Glühwürmchens wählen wir für Izzy die richtigen Formulierungen ihrer Sätze. Dadurch können wir den den Verlauf der Rahmengeschichte inhaltlich beeinflussen.

Somit haben wir Einfluss drauf, ob unsere Heldin in Estoria anderen Charakteren gegenüber freundlich oder eher verbittert gesonnen ist. Darüber hinaus bewegt sie sich in klassischer Jump’n’Run-Manier meist von links nach rechts auf unserem Bildschirm.

Lost Words: Beyond the Page Wörter als Hinderniss

Im Laufe ihres Abenteuers erlangt unsere Heldin in Estoria mehr Wörter, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen. | Bildquelle: Sketchbook Games

Auftauchende Hindernisse überwinden wir mithilfe unseres Wörterbuchs. Um bröckelnde Wände zu zerstören, wählen wir den Begriff „brechen“, während wir zum Entzünden einer Fackel „brennen“ auswählen.

„Lost Words: Beyond the Page“ ist ein sehr einsteigerfreundliches Indie Game. Es gibt weder in Izzys Tagebuch, noch in der Welt von Estoria Gegner zu bekämpfen. Auch die Geschwindigkeit des Plattformers ist entschleunigt. Dadurch bietet das Spiel auch jüngeren GamerInnen und AnfängerInnen einen angenehmen Einstieg in die rund fünf Stunden andauernde Story.

Fazit

„Lost Words: Beyond the Page“ hat mich verzaubert. Das liebevolle, aus einem Guss wirkende Artdesign hat, gepaart mit der hervorragenden Vertonung, dafür gesorgt, dass ich ab Minute eins unbedingt wissen wollte, wohin Izzys Reise geht.

Und ich wurde nicht enttäuscht. In dem knapp fünf Stunden dauernden Abenteuer habe ich eine intensive, emotionale Geschichte erleben dürfen, die mich vor allem in den letzten Minuten dazu gebracht hat, eine Träne zu vergießen. Selten hat mich ein Indie Game so sehr gepackt, dass ich noch nach dem Durchspielen tagelang über die Geschichte nachgedacht und mich mit der Thematik beschäftigt habe.

Auch wenn das gemäßigte Tempo mich als erfahrenen Gamer unfreiwillig ausgebremst und der Schwierigkeitsgrad der Rätseleinlagen eher für Neulinge und jüngere SpielerInnen ausgelegt ist: „Lost Words: Beyond the Page“ ist jede einzelne Minute eurer Zeit wert und wird den Vorschusslorbeeren absolut gerecht.

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