Inspector Waffles im Test (PC): Die Jagd nach einem flauschigen Mörder

von Marco Mainz

Inspector Waffles von Entwickler Goloso Games ist ein Point-&-Click-Adventure, das jede Menge klassische Ermittlungsarbeit erfordert. Aus einem Mord entwickelt sich eine vielschichtige und humorvolle Story um den pixeligen Kater Waffles, der mit der Lösung des Falles betraut wird. Schon bald jagen wir neben einem Mörder auch die Geister unserer Vergangenheit.

In Inspector Waffles muss der gleichnamige Held den Fall um den ermordeten Geschäftkater Fluffy lösen. Ungeachtet des niedlichen Namens kam der Kater unter mysteriösen Umständen zu Tode. In der Rolle von Waffles klärt ihr nun den Fall auf, bevor zu viel Staub aufgewirbelt wird.

Dabei steuern wir den pixeligen Kater von Szenerie zu Szenerie, durchsuchen fremder Katzens Schubladen und fragen Zeugen aus. An unserer Seite ist der sehr regelkonforme, gegen Sarkasmus völlig immune Hund Spotty, dessen Nase im wahrsten Sinne des Wortes den Braten riecht. Die Hinweise führen uns vom Polizeirevier zu seltsamen Supermärkten, an denen mehr faul ist als nur das Obst.

Hier sind findige Spürnasen gefragt

Die einzelnen Orte können wir mithilfe des Mauszeigers erkunden, Hinweise und Items werden automatisch eingesammelt und lassen sich über ein Notizbuch und einen Rucksack abrufen. Um Hinweise zu erhalten, wird von uns anfangs die eine oder andere Gefälligkeit eingefordert.

Das stellt eine genretypische Krux dar, die aber im Laufe des Spiels abnimmt. Inspector Waffles verzichtet auf Grind und arbeitet stattdessen mit Dialogen, die auf unserem Fortschritt basieren. So werden wir zum Erkunden motiviert und arbeiten uns immer weiter in den Fall ein.

Bei einer Befragung stehen uns sowohl die eingesammelten Items als auch das Notizbuch zur Verfügung. Das Verhör erfolgt sehr intuitiv: eine Befragung kann nur dann erfolgen, wenn wir Hinweise gesammelt haben, die ein Gespräch in Gang bringen. So werden wir motiviert, Lokalitäten sorgfältig abzusuchen und mit allen Charakteren zu sprechen.

Keine halbgare Kopie

Hauptfiguren des pixeligen Detektiv-Abenteuers sind zur Abwechslung mal Hund und Katze. Die stereotypen Gegensätzlichkeiten sind perfekt für amüsante Charakterzüge. Beispielsweise werden die Hunde als eher roh und treudoof hingestellt, Katzen sind schlauer und verspielter.

Der Humor ist vergleichbar mit The Darkside Detective: Wenn ihr dessen platte Puns und Situationskomik mochte, dürftet ihr auch mit der bunteren Haustiervariante glücklich werden. Wer es darauf anlegt, kann noch mehr Ähnlichkeiten entdecken. Immerhin hat auch hier der smarte Ermittler einen Sidekick, dem die Dinge manchmal auf die feuchte Hundenase gebunden werden müssen.

Und ähnlich wie bei den Detektiven für die dunkle Seite sind die Szenenbilder auch hier starr und der Charakter bewegt sich nur via Szenenwechsel durch die Stadt. Andere Referenzen präsentieren sich noch offensichtlicher, sind aber durchaus für einen Lacher gut. Inspector Waffles ist mehr als eine Kopie der Vorbilder und muss sich vor der Konkurrenz nicht verstecken.

Aber wir werden nicht pausenlos mit Witzen bombardiert. Denn neben der Ermittlungsarbeit beschäftigt uns auch Waffles‘ Vergangenheit. Obwohl des Öfteren auf ausgelutschte Klischees zurückgegriffen wird, entfaltet sich langsam eine authentische und emotionale Geschichte über Versagen, Verzeihen und Akzeptieren.

Cutscenes im Comic-Stil sorgen für Abwechslung

Diese tiefgründige Charakterzeichnung vermochte uns immer wieder zu überraschen, gerade wenn die Story noch eine unerwartete Wendung genommen und uns am Ende eine Bond-ähnliche Verschwörung präsentiert hat.

Der Plot schafft es aber raffiniert, das alles zu einer rasanten Kriminalkomödie zu verweben. Einige Cutscenes sind sogar comichaft gezeichnet und dramatisch inszeniert, weswegen sie eine willkommene Abwechslung vom Pixellook bieten.

Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und haben vielsagende Namen, die einen Rückschluss auf ihr Aussehen oder ihre Vorlieben zulassen. Gerne gesehen sind Referenzen zu Essen (Peanut, Waffles, Moka) oder ihrem Aussehen (Meatball, Snowball).

Farbige Namen im Text helfen, sie auseinander zu halten. Jener Text ist so animiert, dass er ohne Synchronisation trotzdem Emotionen transportieren kann. Beispielsweise bewegen sich bei Aufregung Wörter wellenartig und sind bei lautem Sprechen fett gedruckt. Ein Detail, das einem auf Text basiertem Dialogsystem positiv zugutekommt.

Musik und Grafik ergeben eine gute Komposition

Der Pixellook ist entgegen des vorherrschenden Trends zu immer komplexerer Grafik detailarm und bunt. Das fügt sich in das Gesamtbild des Spiels ein, zu dem auch die Musik beiträgt. Alle Soundtracks sind eher simpel gehalten.

Jede Szenerie wird von einer eingängigen Melodie begleitet, das reicht passend zur Stimmung von verspieltem Jazz bis zu beunruhigenden Piano-Noten. Er verschmilzt mit dem Hintergrund, auffälliger sind die Geräusche wie das Öffnen einer Tür oder knarzende Treppenstufen.

Einige Sounds sind etwas zu laut. Beispielsweise erschraken wir jedes Mal beim Speichern unseres Spielstandes vor dem lauten Surren eines Bohrers, aber ihr seid hiermit gewarnt. Insgesamt sind sowohl Grafik als auch Sound solide und passen zum fröhlichen Charme, den Inspector Waffles versprüht.

Am Anfang lässt sich auswählen, ob wir mit oder ohne hervorgehobene Hinweise spielen können. Das erleichtert die Erkennung plotrelevanter Items und Hinweise. Falls wir trotzdem mal nicht weiterkommen, können wir unsere Mutter anrufen, das war allerdings nur an einem storyrelevanten Punkt nötig.

Ansonsten kommt man dank des roten Fadens auch ohne Hilfe gut voran. Das Notizbuch hält alle relevanten Hinweise fest, auf die man im Laufe der Ermittlung stößt. Nahezu das einzige Manko, das uns die Suppe versalzen könnte, ist die knappe Länge von etwa vier Spielstunden.

Obwohl es mit einem Sammelkartenalbum eine Art Nebenmission gibt, ist der Spaß nach Lösung des Falls vorbei. Allerdings gibt es laut Entwickler ein alternatives Ende, das jedoch gut versteckt ist! Und wer danach immer noch nicht genug Rätselspaß hat, der kann sich auch an einer vierteiligen Quest versuchen, die gratis über die offizielle Website spielbar ist.

Fazit

Der französische Entwickler Goloso Games bringt mit Inspector Waffles erst sein drittes Spiel heraus, das schon seit 2017 in Arbeit ist. Publisher Hitcents, der nach eigener Aussage unabhängige kleine Entwickler mit erzählerisch interessanten Spielen unterstützt, hat die Veröffentlichung übernommen. Bisher stehen in der Sprachauswahl Englisch und Französisch zur Verfügung, eine deutsche Lokalisierung ist aktuell nicht in Planung.

Abschließend hat uns das Abenteuer um Waffles, Spotty und den Mord an Fluffy viel Spaß gemacht. Wir konnten uns in die Charaktere einfühlen und sind mit Eifer den Spuren gefolgt, die wie Brotkrumen für uns ausgelegt wurden.

Inspector Waffles unterhält Rätselfans wie Hobbydetektiven gleichermaßen und lässt sich von der detektivischen Konkurrenz nicht die Butter vom Brot nehmen.

 

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