Curious Expedition 2 im Test (PC): Auf abenteuerlicher Forschungsreise im Atlantik

von Marco Mainz
Curious Expedition 2 Poster

In Curious Expedition 2 geht es um ruhmreiche Abenteuer, wertvolle Schätze und lebensgefährliche Feinde. Das Rogue-lite-Adventure des deutschen Studios Maschinen-Mensch entführt uns auf Entdeckungsreisen des 19. Jahrhunderts.

Der Nachfolger des 2016 erschienenen Curious Expedition bringt uns nach Paris ins Jahr 1886. Der Eifelturm befindet sich noch inmitten des Aufbaus. In drei Jahren wird in Frankreichs Hauptstadt die zehnte Weltausstellung stattfinden.

Mehrere Forschungsclubs wetteifern darum, die wertvollsten Schätze bei dem Großevent auszustellen. Die Reichtümer sollen auf einer geheimnnisvollen Inselgruppe im Atlantik gesammelt werden.

Paris – Die Stadt der Liebe und Forscherclubs

Wie Ihr euch schon denken könnt, seid ihr es, die mit einer Forschergruppe zu den Inseln segelt. Gemeinsam mit bis zu vier weiteren Expeditionsmitgliedern nehmt ihr Aufträge eines Forscherclubs an. Diese sind stets unterschiedlich.

Das kann beispielsweise das Kartographieren von Inseln, das Erforschen der einheimischen Bevölkerung oder das Entdecken von legendären Stätten wie einer goldenen Pyramide umfassen. Das als Rogue-lite aufgebaute Gameplay wird von einer Story flankiert, die euch mit dem Fortschreiten mit weiteren Spielmechaniken vertraut macht.

 
Ihr Startet stets als eine Gruppe von drei Personen, die unterschiedliche Hintergründe haben und damit auch Vorteile genießen. Anthropologen sind beispielsweise prädestiniert zum Erfoschen von Einheimischen während Sikh-Krieger besonders stark in Nahkampfangriffen sind.

Der Mix aus den unterschiedlichen Rekruten ist für eine erfolgreiche Expedition entscheidend. Und wenn es mal nicht passt, könnt ihr nach jeder Expedition im Pariser Lokal Boussole Cassée einen von drei Interessierten rekrutieren und so vor jedem neuen Abenteuer euer bis zu fünfköpfiges Team neu zusammenstellen.

Auf zu Ruhm und Weltausstellungs-Tickets

Sobald ihr euer Team zusammen habt, geht es dann auf eine von drei möglichen Expeditionen – gestaffelt von leicht bis schwer. Je schwieriger die Expedition, desto mehr Ruhm und Weltausstellungs-Tickets erwarten euch bei eurer Rückkehr.

Die Weltausstellungstickets haben zu dieser Zeit höheren Wert als Gold. Daher könnt ihr diese auch als sekundäre Währung nutzen, um beispielsweise bei den Forschungsclubs Perks freizuschalten, die euch wiederrum auf den Expeditionen von Nutzen sind.

Doch Vorsicht, anspruchsvolle Expeditionen sind gefährlich. Mitunter kann es vorkommen, dass ihr eure gesamte Crew und alle bisher freigeschalteten Waffen und Perks verliert. Lediglich der Spielfortschritt und euer Level wird weiter übernommen und ihr bekommt neue Crewmitglieder zugelost. Rogue-lite eben!

Bevor ihr lossegelt, könnt ihr euch noch bei einem Händler mit Utensilien eindecken, die ihr für die jeweiligen Aufgaben benötigt. Das dafür notwendige Budget wird vom Forschungsclub zur Verfügung gestellt. Wir haben uns stets mit Verbandskästen und Nahrung eingedeckt, weil diese ganz besonders häufig benötigt werden.

Rundenstrategie mit einer Prise Glück

Gesteuert wird das Spiel aus der Vogelperspektive, von der aus ihr euren Treck mittels Mausklicks über die Karte navigiert. Besondere Ereignisse wie Dialoge mit Personen und Kämpfe werden dagegen in klassischer 2D-Perspektive mit gegenüberstehenden Figuren präsentiert.

An den jeweiligen Inseln angekommen, fällt gleich auf, dass jede Bewegung über die in Hexagonen aufgeteilte Karte Geistige Gesundheit verbraucht. Diese ist an ausgewählten Rastplätzen auf der Karte wieder auffüllbar, oder eben durch Nahrung wie Schokolade oder Konservendosen.

Sinkt die Geistige Gesundheit auf null, kommt es zu schwerwiegenden Ereignissen, die bis zum Tod von Crewmitgliedern führt. Während ihr euren Aufträgen folgt, kommt es hin und wieder zu Kämpfen mit Kreaturen oder anderen gefährlichen Widersachern.

Diese werden rundenbasiert geführt, wobei jeder Charakter zwei Würfel hat, bei denen jede Seite einen Angriff bzw. eine Fähigkeit ausführt. Mit ein wenig Finesse lassen sich die Würfel kombinieren, um stärkere Angriffe auszuführen. Damit ist das Gameplay sehr stark an bestehende Tabletop-Rollenspiele angelehnt.

Das Würfel-Repertoire lässt sich qualitativ durch zusätzliche Waffen und Gegenstände verstärken. Doch auch mit Top-Ausrüstung bedarf es unter dem Strich auch einer Prise Glück. Und das gilt nicht nur in Kämpfen. In Curious Expedition 2 schlagen an jeder Ecke Zufallsereignisse auf: sei es beim Rasten oder während des Bewegens über die Karte. Von ansteckenden Krankheiten bis hin zum Verlust von Crewmitgliedern ist alles dabei.

Comicstil alter Tage fängt Stimmung gut ein

So gnadenlos das Berliner Werk daherkommt, so schön und kohärent ist die Spielwelt aufgebaut. Curious Expedition 2 macht im Vergleich zu seinem Vorgänger von 2016 einen gewaltigen Qualitätsschub. Bei der Grafik fängt das Studio den Charme seines Vorgängers ein und hübscht dabei an jeder Stelle auf.

So gönnten die Artists dem Sequel deutlich sattere und buntere Farben, was das Spiel eine ganze Ecke freundlicher macht – passend zum positiven Entdecker-Kontext. Der Comicstil unterstreicht zudem die lockere Stimmung. Currious Expedition 2 nimmt sich nämlich nicht allzu ernst, ist nicht realistisch und erlaubt sich hier und da eine sympathische Portion Humor.

Ebenfalls positiv: Das User Interface, das dank akzentuierter Farben und Layern nun deutlich aufgeräumter wirkt. Die aber wohl größte Verbesserung wird in den Nahaufnahmen hingelegt. Hier besticht das Indie Game mit schönen dynamischen Hintergründen, die die Welt sehr greifbar machen.

Und da sich stilistisch der Titel ohnehin sehr stark an frankobelgischen Comics anlehnt, lässt sich auch problemlos über die mangelnder Sprachausgabe hinwegsehen. Immerhin werden die Texte hervorragend in das Gesamtbild des Spiels eingebettet.

Fazit

Fünf Jahre lang mussten Fans des ersten Teils auf Curious Expedition 2 warten. Das Indie Game von Studio Maschinen-Mensch aus Berlin gehört für uns zu den interessantesten deutschen Titeln in 2021. Gegenüber seinem Vorgänger hat sich das Rogue-lite verbessert, ohne den Charme vom ersten Teil zu verlieren.

Das anspruchsvolle Gameplay mit hoher taktischer Komponente überzeugt mit seiner Abwechslung. Das Rogue-lite-Element mit prozedural-generierten Inseln unterstreicht den Entdeckungs-Charakter des Spiels perfekt.

Uns ist das Werk jedoch ein Stück zu unberechenbar. Die Risiken lassen sich zwar durch gute Taktik reduzieren, die unbarmherzigen Zufalls-Ereignisse inmitten der Reise sind uns aber etwas zu krass. So können selbst kleinste Infektionen und der damit verbundene Verlust eines Treck-Mitglieds bereits vorentscheidend für das Scheitern der Expedition sein.

Zudem ist die Anzahl der Crewmitglieder zu essenziell. Sicherlich ist die Ausrüstung und die Crew-Zusammenstellung wichtig, aber wer geschwächt mit weniger als fünf Mitgliedern auf eine Expedition geht, hat es extrem schwer.

Curious Expedition 2 ist für Liebhaber des ersten Teils sowie Freunde von Entdecker-Adventures ein absolutes Must Have! Rollenspieler sollten sich gut überlegen, inwieweit die flankierende Story und das Entdecker-Gameplay ihnen zusagt.

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