Inscryption im Test (PC): Kartenspiel mit einem dämonischen Fremden

von Marco Mainz
Inscryption Poster

Pünktlich zu Halloween bringt uns der prominente Entwickler Daniel Mullins (Pony Island, The Hex) den Titel »Inscryption«. Ein einzigartiger und vielschichtiger Genre-Mix aus Horrorspiel, Rouge-like und Deck-builder.

Dabei bietet das Spiel jedoch einiges mehr als uns Trailer und Screenshots im Vorfeld vermuten ließen. Warum dies zu teils kontroversen Meinungen über Inscryption führt, erfahrt ihr hier im Test.

Finstere Gestalten und blutrünstige Tiere

Aber nochmal zurück, um was geht es denn überhaupt in Inscryption? Im ersten Teil zwingt uns ein mysteriöser Fremder in einer düsteren Waldhütte ein rundenbasiertes Kartenspiel gegen ihn zu spielen. Falls wir verlieren, erwartet uns ein düsteres Schicksal.

Wir spielen Tierkarten auf unsere Seite des Spielfeldes aus, um an den Tieren des Gegners oder dem Fremden direkt Schaden zu erteilen. Unsere eigenen Karten können wir opfern, um noch stärkere Kreaturen aufs Spielfeld zu rufen. Der direkte Schaden wird anhand einer Waage ermittelt: neigt sich die Waage zu sehr auf die Seite des Gegners gewinnen wir und umgekehrt.

Anfangs beginnen wir mit einer kleinen Auswahl an Kreaturen. Nach und nach erhalten wir jedoch durch Events in der vollgefüllten Weltkarte neue Karten und bauen so unser Deck aus.
Um das Spiel zu gewinnen, müssen wir uns durch verschiedene Areale kämpfen, an deren Ende uns Bosskämpfe erwarten.

Wenn wir sterben, verlieren wir unser Deck und beginnen das Spiel von vorne. Typisch Roguelike! Das ist jedoch nicht alles: Wir können vom Spielfeld aufstehen und die geheimnisvolle Hütte erkunden, in der wir uns befinden. Hier bricht das Spiel mit der Spielmechanik und wird plötzlich zum Puzzler, durch dessen Rätselösen wir besondere Karten oder Items freischalten.

Inscryption Karten

Die Karten sind mit hübschen Tiermotive ausgestattet, diese verlangen jedoch Blut, um gespielt zu werden. | Bildquelle: Devolver Digital

Inscryptions Gameplay ist in diesem Teil spannend und bietet mit jedem weiteren Durchlauf neue und interessante Mechaniken. Durch die verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten und den originellen Eigenheiten der Bosse ergibt sich ein abwechslungsreiches und frisches Gameplay.

Spiel um unser Leben

Die Story gibt sich sehr nebulös und fesselnd. Was ist dieses geheimnisvolle Wesen, dass uns zu diesem Spiel zwingt? Zu welchem Zweck? Und wie können wir entkommen? Fragen, die es zu lösen gilt. Auch die großartige Atmosphäre trägt seinen Teil zu packenden Erzählweise bei.

Die bizarren Charaktere, hervorragend gruseliger Sound und das düstere und stimmige Karten- und Charakterdesign zieht uns immer tiefer in die rätselhafte Welt von Inscryption. Doch endet das Indie Game noch lange nicht nach dem letzten Boss. Nachdem wir den mysteriösen Fremden endgültig besiegt haben, offenbart uns das Spiel noch einmal eine ganz neue Seite.

Inscryption Prospektor

Der Prospektor setzt uns mit seiner eisernen Spitzhacke zu. | Bildquelle: Devolver Digital

Rätselhafte neue Welt

Hier halten wir uns bei der Erklärung aus Spoilergründen möglichst vage, um die gewollte Spielerfahrung beizubehalten. Eines lässt sich jedoch festhalten: Das Spiel ändert sich optisch, story- und gameplaytechnisch drastisch!

Zwar bleibt der Grundmechanik eines Deck-builders gleich, doch fügt das Spiel ganze drei neue Kartensysteme hinzu und verliert komplett den Rogue-like Aspekt. Hier wechselt das Spiel auch mal eben vom düsteren 3D-look zur Pixelart 2D Welt und wieder zurück. Außerdem erfahren wir, über Videosequenzen, mehr über die Ursprünge von Inscryption und seine nebulösen Entwickler.

Der Karten-Puzzler gewinnt durch die neue Metaebene an Tiefe, verliert allerdings durch eine zunehmend freundlichere Optik und die fehlenden Konsequenzen bei Niederlagen, viel der Bedrohlichkeit und Unheimlichkeit des ersten Teils.

Inscryption Map

Wohin soll die Reise gehen? Jede Entscheidung hat Auswirkung auf dein Deck. | Bildquelle: Devolver Digital

Bosskämpfe mit kreativen Ideen bietet uns Inscryption zwar immer noch, aber stellen diese keine wirkliche Herausforderung dar und wirken gegen die imposanten Bosse in der Waldhütte, doch etwas oberflächlich.

Nachdem wir diese besiegen, kommt dann auch schon das ziemlich abrupte Ende, das uns mit vielen Fragezeichen zurücklässt. Momentan gilt dies als das offizielle Ende von Inscryption, jedoch gibt es Hoffnung auf ein geheimes Ende, welches bisher noch nicht entdeckt wurde.

Inscryption hat eine Menge versteckten optionalen Content der einen größeren Einblick in seine komplexe Geschichte gibt, die weit über das reine Videospiel Inscryption hinausgeht. Im ganzen Spiel sind geheime Codes und Rätsel versteckt, die uns auf eine Schnitzeljagd durchs Internet schicken.

Wer mehr darüber erfahren möchte oder sogar am Rätseln teilhaben will, der sollte sich Daniel Mullins Discordserver anschauen, hier werden jeden Moment neue Entdeckungen im Spiel gepostet und diskutiert.

Inscryption Tür

Wenn man denkt, man hat Inscryption verstanden, kommt es unerwartet zu Wendungen. | Bildquelle: Devolver Digital

Fazit

Nicht jeder ist von Inscryptions sich stark verändernden Gameplay begeistert. Der erste Teil des Spiels sieht nicht nur am besten aus, sondern wirkt auch von den Mechaniken am durchdachtesten. Während für manche Spieler das plötzliche Wechseln des Spielprinzips eine willkommene Überraschung sein wird, werden sich andere Spieler in ihren Erwartungen enttäuscht fühlen.

Inscryption ist ein einzigartiges Spielerlebnis das hinter jede Ecke mit neuen Mechaniken, Rätseln und Geheimnissen aufwartet. Gleichzeitig ist es auch ein kompetentes und abwechslungsreiches Deck-builder Game, das mit den Erwartungen des Spielers spielt und diese absichtlich bricht.

Wer ein vielschichtiges und stark kartenorientiertes Spielerlebnis sucht, für den/sie ist Insycryption auf jeden Fall zu empfehlen. Wer aber nur Interesse an den düsteren Anfangsteil des Spiels hat oder ein Horrorspiel mit seichtem Gameplay erwartet, wird in der komplexen Welt von Inscryption nicht das finden, was er sucht.

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